Kabah, Labna und die Grutas de Loltun

Heute war ein toller Tag. Zunächst dachte ich, das Programm wäre etwas zu kurz, aber der Tag war doch recht ausgefüllt. Wir hatten uns eine kleine Rundtour entlang der Ruta Puuc vorgenommen. Entgegen der üblichen Programme fuhren wir die Runde umgekehrt, weil wir uns die Grotten für die heißere Tageszeit aufsparen wollten. Also erstmal an Uxmal vorbei nach Kabah, eine kleine aber feine Ausgrabungsstätte. Als wir dort ankamen, glaubten wir es sei geschlossen. Immerhin war es fast 9Uhr und kein einziges Auto verstellte den Parkplatz. Die Pforte zum Gelände stand aber offen. Also rein und rufen am Kassenhütterl. Mit ein paar schweren Schnaufern erschien der Kassierer. Auf unsere Bitte nach zwei Eintrittskarten reagierte er mit bedeutungsvollem und äußerst sorgfältigem Tippen zweier (!) Zahlen in den Taschenrechner und hielt sie uns unter die Nase. Den Eintrittspreis, der dort stand hatten wir längst erraten. Der war nämlich einem eingeschweißten A4-Blatt zu entnehmen, das die Vielfachen des Einzelpreises bis hin zum 30fachen auswies. Für Busladungen größer dreißig musste der Taschenrechner ran. Sicher war das nur die morgendliche Funktionsprüfung gewesen. Für die Errechnung des Rückgeldes, trat der Rechner wieder in Funktion und wieder stimmte das Ergebnis! Nachdem wir an dieser großartigen Demonstration menschlicher Intelligenz teilhaben durften, nahmen wir die Ausgrabungsstätte in Augenschein.

Die Gebäude stammen aus dem 6. bis 9. Jhdt. Die Stadtbahn schon verlassen als die Spanier hier einfielen, was sehr praktisch war, sparte man sich doch die sonst notwendigen Vertreibungen. Der Ort war der zweitwichtigste nach Uxmal und war mit diesem durch einen  zwar 18 Km langen aber nur 5 m breiten Weg verbunden. Mit den Autobahnen hatten sie es damals noch nicht so. Der Weg begann an einer Art Triumphbogen, das müssen sie sich bei den Römern abgeschaut haben. Da muss also doch vor Kolumbus schon jemand über den Atlantik geschippert sein. Am besten gefallen hat mir der Palast der Masken, der zwei ganz unterschiedliche Seiten aufweist. Die Vorderseite besteht aus einer Aneinanderreihung abstrahierter Masken. Während an der Rückseite ein großflächiges Rautenmuster zu finden ist ein zwei sehr gut erhaltene Königsfiguren. Das alles natürlich vereinnahmt von Leguanen, teils beachtlicher Größe, die den Platz auch nur sehr ungern für die lästigen Zweibeiner freigeben.

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Auf der Fahrt nach Labna begegnet uns während ca. 20 Kilometern kein einziges Auto. Als die Straße durch die hereindrängende Vegetation auch noch immer enger wird, machen sich wilde Phantasien von autoverschlingenden Fabelwesen bei mir breit. Als neben der Straße auch noch Jaguar-Warnschilder ( also die echten mit vier Pfoten!) stehen, schließen wir die Seitenscheiben. Sind die Jaguare schon in Labna eingefallen? Kein Mensch hier, auch nach Rufen antwortet diesmal kein schweres Schnaufen. Wir wollen schon auf eigene Faust weitergehen, da erscheint zwischen den Bäumen ein Mensch mit Schubkarre. Die Karre gefüllt mit herrlich duftenden Orangen. Nur mit Mühe halte ich Traudl von der Karre fern. Obst in Sicht und sie ist nicht mehr zu halten. Nachdem wir auch hier die Tickets intakt erhalten und gleich wieder zerstört bekommen haben (eigentlich total bescheuert), sehen wir uns auch hier um. Labna bedeutet „Altes Haus“ und stammt aus der Zeit der Wiederentdeckung des Ortes. Der ursprüngliche Name ist unbekannt. Neben dem großen Palastgebäude sind vor allem der Torbogen und der Mirador sehenswert. Der Torbogen ist noch sehr gut erhalten und veranschaulicht mit seinem Kraggewölbe sehr gut den architektonischen Entwicklungsstand der Mayastätten. Der Mirador muss sehr eindrucksvoll gewesen sein, als die kleine Pyramide (13 m) auf der er steht noch intakt war. Sieht so aus, als seien sie bautechnisch mit den Gewölben besser zurecht gekommen. Oder man hatte den falschen Handwerksbetrieb beauftragt. Man weiß es nicht.

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Auf der Fahrt zur Höhle, verändert sich plötzlich die Landschaft. Seit Tagen fahren wir schon durch wildes Buschland und nun tauchen darin auf einmal Obstplantagen auf. Zitrusfrüchte und Bananen sind es in der Hauptsache. Nur nicht anhalten, sonst bekomme ich Traudl nicht mehr aus den Bäumen! Im Gegensatz zu Balamkanche lohnt sich hier der Abstieg in die Unterwelt auf jeden Fall. Das Höhlensystem mit seinen mächtigen Stalagtiten (die Männer wissen ja, wie der Merkspruch geht, der erklärt von wo nach wo das Ding wächst) und den riesigen Räumen, ist wirklich beeindruckend. Besonders auch das Ende der Tour in einem riesigen Raum, der von oben durch zwei große Löcher Tageslicht erhält. Klasse!

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In dem Ort mit dem unaussprechlichen Namen Oxkutzcab besuchen wir den gerade im Abbau befindlichen Markt und Traudl kommt endlich zu ihrem Obst. Hier folge ich erstmals der Empfehlung diverser Händlerinnen und esse Mandarinen und Mangos mit einer Salz/Chilli-Mischung. Nicht schlecht, nicht nur wegen des neuen Geschmackserlebnisses auch wegen des Salznachschubs bei der ständigen Schwitzerei.

Am späten Nachmittag sind wir dann wieder im Hotel, duschen, ziehen uns um und fahren gleich nach Uxmal. Dort essen wir direkt am Parkeingang gar nicht schlecht und ziehen uns dann noch son et lumiere in Uxmal rein. Ein super Abschluss des Tages in diesen beeindruckenden Stätten.

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2 Kommentare zu „Kabah, Labna und die Grutas de Loltun

  1. Sehr schöne Eindrücke und Beschreibungen, auch die mit den Stalagtiten (habe sogar ich verstanden 🙂
    Und das mit dem Obst kann ich mir bildlich vorstellen bei Edeltraud. Konnte ich ja auf einer Radltour schon mit eigenen Augen sehen wie sie da in Rage kommt.

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