Trinidad Tag 2

Der Tag begann eigentlich wenig vielversprechend. Es hatte nachts immer wieder geregnet, der Himmel war komplett bedeckt und es war vergleichsweise kühl. Hoffung machte aber, dass die Bewölkung viel höher lag (mein Fliegerblick taxierte das wohlwollend 😉 ) und im Gegensatz zu den vergangenen Tagen die topes des Collantes frei lagen. Also haben wir unsere sieben Zwetschgen gepackt und das Auto aus dem nahegelegenen Hinterhof geholt und uns auf den Weg zum Valles los Ingenios gemacht. Schon nach einer Viertelstunde tauchte linker Hand ein Schild Mirador irgendwas auf. Mirador klingt gut, also gleich mal abgebogen. Und tatsächlich bot sich von hier ein prächtiger Blick über das Tal der Zuckermühlen. Die Situation ist gut vergleichbar mit dem Ballcon des Valle in Vinales. Ab und an kam brach sich die Sonne auch schon Bahn durch die lockerer werdende Wolkendecke. Die Fahrt ging weiter ins Tal hinab und nach Osten. Vielleicht wieder eine Viertelstunde später tauchte links der Torre Iznaga auf. Hier hat sich längst auch die übliche Kehrseite des Tourismus aufgebaut. Die 200 m links und rechts zum Turm wird man von Tuchverkäuferinnen belagert. Hat man sich erfolgreich durchgekämpft, zahlt man einen CUC und darf den 44m hohen nach allen Seiten offenen Turm besteigen. Einigermaßen schwindelfrei sollte man dafür sein. Dafür ist die Aussicht zu allen Seiten großartig.

Inzwischen ist die Sonne doch recht mächtig am Werk, weshalb ich an ruhiger Stelle die lange Hose gegen eine kurze und Turnschuhe gegen Sandalen tausche. Wir bleiben jetzt auf der kleinen Straße in die wir zum Torre hin abgebogen waren und orientieren uns nach Norden in die Berge hinein. Es wird eine unglaublich schöne und erlebnisreiche Fahrt. Es ist unfassbar wie viele Variationen von grün es gibt. Die Landschaft wechselt von den ersten sanften Hügeln zu immer steileren Bergstraßen, auf denen manches mal Bedenken aufkommen, ob unser Peugeot hier noch raufkommt. Auch die Straßen selbst sind seehr abwechslungsreich. Das hätten sie nicht unbedingt sein müssen. Aber wir erleben einfach alles. Schlaglöcher so tief, dass man einen Bobbycar darin versenken könnte, hunderte von Metern komplett aus grobem Schotter, halb weggespülte Brücken, halb abgebrochene Fahrbahnen, bis auf die Fahrzeugbreite zugewachsene Fahrbahnen und so fort. Größere Abschnitte bewältigen wir nur mit einem Durchschnitt von unter 20 Km/h. Wir durchfahren etliche kleine Dörfer, passieren schmucke kleine Bauernhäuser, erleben straßenquerende Schweine- und Perlhuhnfamilien, beobachten Transporte von Pflanzen und anderen schweren Dingen per Pferdekarawanen und natürlich das allgegenwärtige Transportmittel Pferd und Pferdekarren. Überhaupt begegnen uns auf Kuba in den ländlichen Gebieten oft mehr Pferde als mechanisierte Transportmittel.

Völlig verblüfft sind wir, als wir an der einsamen Straße plötzlich einen kleinen bewirtschafteten Rastpunkt vorfinden. Fast wären wir daran vorbeigefahren. Wir machen auf einem Kaffee Halt und sind die einzigen Gäste. Von hier hat man einen super Blick auf den Embalse Habanilla, einen schon Anfang der 70iger Jahre angelegten Stausee. Man kann noch gut den Verlauf des Flusses, der hier aufgestaut wurde erkennen, so schön mäandriert das Wasser zwischen den steil aufragenden, grünen Berghängen hindurch.

Kurz danach passieren wir den Park Topes des Collantes und einige Kilometer danach wir die Straße spürbar besser. Von dieser Seite werden die Touristen per Reisebus hinaufgekarrt. Einigen begegnen wir noch als wir an einem Aussichtspunkt am Rande der Sierra Escambray mit Ausblick über Trinidad und das Meer Halt machen. Wir genießen den Ausblick in Ruhe, während drei Reisebusladungen sich zum Teil die Stufen hinaufschleppen und wieder weiterfahren. Auch wir müssen uns irgendwann losreissen und die letzten Kilometer absolvieren. Wir parken unseren braven Peugeot wieder an bekannter Stelle und Marschieren die paar Meter zur Casa.

Nun sitze ich hier auf der Dachterrasse, schreibe dies schnell runter und genieße ein phantastisches Farbspiel der Wolken durch die gerade untergehende Sonne.

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