Schlusswort

eigentlich bin ich total groggy, andererseits möchte ich diesen Bericht auch gerne zuende bringen. Ich kenne mich – wenn nicht jetzt, dann kommt wahrscheinlich schon die nächste Reise.

Geschafft bin ich, weil wir vorgestern um halb fünf endlich daheim waren. Dann habe ich angefangen zu lernen. Ja, richtig gelesen. Heute morgen um 08:00 Uhr musste ich am Starnberger See sein. Praxisprüfung zum Sportbootführerschein See, danach Theorieprüfung für den Binnenschein. „Wie kann man denn so einen Bödsinn planen“ höre ich schon. Die genannte Praxisprüfung war am letzten Oktoberwochenende, also kurz vir der Kubareise, ein Opfer des Orkans geworden, nur die Theorie hatte ich geschrieben. Wenn ich nun eh nochmal eine Stunde nach Feldafing zum Ersatztermin für die Praxis fahren musste, hatte ich mich vor der Kubatour noch zur Theorieprüfung für den Binnenteil angemeldet. Blöderweise hatte ich es aber nicht mehr geschafft die Lernsoftware vor dem Abflug um die Binnentheorie zu ergänzen. Wäre doch ein passender Lesestoff für den Strand gewesen. Hatte ich gedacht – aber nicht mit den Tücken den kubanischen Internets gerechnet. Wer also planen sollte im kubanischen Netz einen Kauf per Internet zu tätigen – vergesst es! Fehlercode 1009 war mein ständiger Begleiter. Also blieb nichts anderes übrig, als eine Druckbetankung des 181 Fragen umfassenden Fragenkatalogs, des Repetierens der Knoten und der zu fahrenden Manöver in den verbleibenden 36 Stunden inkl. Wx schlafen etc. zu versuchen. Am Ankunftsabend ging nach dem Auspacken und Bilder sichern nicht mehr viel. Gestern verschlafen, sprich um 10:00 Uhr aufgewacht. Erschrocken aus dem Bett gesprungen, gefrühstückt und dann in Klausur gegangen. Um 22:00 Uhr habe ich die Segel gestrichen und bin in die Heia. Geschlafen habe ich kaum. Mir schwirrten Vorfahrtsregeln, Tonnen, Schall- und Sichtzeichen und was weiß ich noch durch den überreizten Kopf. Um 06:15 wieder hoch, Katzenwäsche (war müffelsicher warm eingepackt 🙄, hatte draussen -6 Grad, Prüfung in Kuba wäre eindeutig angenehmer gewesen) gefrühstückt und losgefahren. Das Boot war komplett vereist, wir haben trotz warmer Verpackung schnell gefroren. Egal – bestanden! Dann weiter zum Hotel zur Theorieprüfung, noch in den 09:00 Uhr Termin reingerutscht und wieder heimgefahren. Ergebnisse stehen heute Abend im Internet. Habe aber ein gutes Gefühl.

Zurück zu Kuba. Unser Rückflug verlief relativ glatt. Nur die kubanische Orga am Flughafen Holguin machte uns einen kleinen Strich durch die Hoffnung früher nach Hause zu kommen. Nach Beendigung des boardings stellt man nämlich plötzlich fest, dass jemand in der Maschine war, der nicht mitfliegen durfte. Wie der oder die durch die vier verschiedenen Kontrollen kam, ist mir ein Rätsel. Genauso wie die Denke der Security. Sie haben mir ein kleines Taschenmesser abgenommen. Ok, das hatte ich völlig in meiner Fototasche vergessen. Aber in meinem Rucksack hatte ich eine 1,5 Liter Wasserflasche. Die hatte ich jetzt einfach mal eingesteckt, weil wir sie noch hatten und noch jede Menge Zeit war bis zum Abflug. Flüssigkeiten hatte ich noch nie durch die Security bekommen. Wahrscheinlich hatte ich bisher einfach zu kleine Gefäße dabei. Die dicke Flasche ging nämlich anstandslos durch. Ich weiß noch, wie sie mir in Hamburg mal eine fast ausgequetschte (!) Zahnpastatube abgenommen hatten, weil nicht der tatsächliche Inhalt maßgeblich ist, sondern der maximal mögliche und das waren doch tatsächlich 150 Milliliter. Jetzt marschiere ich hier mit anderthalb echten Litern, also mit dem Hundertfachen durch – auch nicht schlecht. Na ja, der Gesuchte wurde wohl gefunden. Gesehen haben wir ihn nicht, weil hinten auch noch eine Gangway stand. Über die sind die wohl raus. Viel zeitraubender war aber das Entladen bereits verladene Gepäck. Der Käptn meinte schon lakonisch 15 Minuten sind ein realistischer Zeitansatz. So sind wir mit 20 Minuten Verspätung raus, statt 10 Minuten früher. Der Hammer wartete aber noch in Jamaika auf uns. Unser Direktflug nach München war ja leider gestrichen worden. So mussten wir den Hüpfer zur Nachbarinsel machen. Dort mussten alle Paxe mit allem Handgepäck raus aus der Maschine, und uund – nach schier endloser Wanderung durch gottverlassene Teile des Terminals zu einer neuerlichen Security, damit wir auf die andere Seite der Glasscheibe des Gates zurück durften, das wir gerade verlassen hatten! An der Security waren nur tiefschwarze Weiber, die wohl Dienstschluss hatten. Jedenfalls schoben und schubsten sie uns alle auf rüde Art am Band entlang, um das procedere zu beschleunigen. Trotzdem mussten wir alle die Schuhe ausziehen und alle möglichen Teile separat in Plastikschalen legen. Als sie merkten, dass ihnen so die Schalen ausgehen, schmissen sie einfach selbst die Dinge wieder zusammen. Es kam fast zu Handgreiflichkeiten als bei allem Geschubse und Übergriffen ernsthafte Verärgerung und Geschimpfe bei uns hochkam. So einen Umgang mit Passagieren habe ich noch nirgends erlebt.

Als wir aus Holguin und die von Jamaika Abreisenden wieder in der nun gesäuberten Maschine waren, verlief alles weitere glatt. Diesmal hatten wir unterwegs teils über 1000 km/h ground speed, aber ganz pünktlich kamen wir trotzdem nicht mehr an.

Und unser Fazit?

Kuba hat uns gut gefallen. Vorrangig sind wir mit den sehr netten und hilfsbereiten Menschen gut klargekommen. Lediglich an den Top-Sehenswürdigkeiten zeigen sich leider auch hier längst die üblichen negativen Erscheinungen vom kleinen „Übers Ohr hauen“ bis zu echten Betrügereien. So haben wir von unserer Agentur vor der Mietwagenübernahme einen längeren Vortrag und umfangreiche Dokumentationen zu den offenbar immer stärker um sich greifenden Unregelmäßigkeiten bei Übernahme und Rückgabe des Mietwagens erhalten. Das ist ein stark wachsendes Segment des Kubatourismus und verleitet wohl besonders zu „Nebenverdiensten“. Aber das Thema ist so umfangreich, dass es einen eigenen Beitrag bräuchte. Ich bin mal gespannt, wie die kubanische Gesellschaft den immer größer werdenden Spagat zwischen denen, die über den Tourismus an harte Währung kommen und dem Rest schafft. Der Staat lässt es ja merkwürdigerweise zu, dass es in speziellen Läden „Westartikel“ wie bspw. Hygienemarkenartikel zu für die Masse astronomischen Preisen gibt. Eine normal große Flasche Shampoo kostet in diesen Läden z. B. 4 CUC. Für den kubanischen Durchschnittsverdiener sind das fast 15% des Monatsverdienstes! Ich glaube, hier läuft etwas gründlich schief, wie die in den Zentren in erklecklicher Anzahl rumlaufenden kubanischen Yuppies zeigen. Die Infrastruktur ist bis auf ganz wenige Ausnahmen in erschreckendem Zustand. Und auch wenn in manchen Reiseberichten von den Altstädten mit ihrem morbiden Charme gesprochen wird, für mich haben die häufig, wenn man ein paar Schritte aus den ganz zentralen Bereichen rausgeht, schlicht Slumcharakter. Es stinkt, die Strassen sind voller Unrat und sind durchsetzt mit tiefen Löchern, sodass man nachts äußerst vorsichtig gehen muss. Auch hier haben wir auf dem Land oft viel bessere Lebensverhältnisse der Menschen gesehen. Einfache Hütten zwar, aber mit gepflegten kleinen Gärten, manches Mal direkt idyllisch anzuschaun.  Würde man die über die Zwangswährung für Touristen einfach separierbaren Geldströme konsequent in die Erneuerung der Infrastruktur stecken, könnte damit ein ganzes Konjunkturprogramm durchgezogen werden. Freie Arbeitskräfte dafür gäbe es in Massen. So erzählte uns ein Kubaner sehr offen über ein Grundproblem in Kuba. Zwar hat es der Staat geschafft die Kubaner flächendeckend schulisch zu versorgen und so eine Schreib- und Lesequote von 97% zu erreichen. Das ist phantastisch! So ist es kein Problem bei entsprechender Eignung bis zu einem akademischen Abschluss zu gelangen. Aber das Problem liegt danach. Was tun nach dem Abschluss? Richtig frustriert erzählte man uns, dass man zwar seinen Doktor machen kann, dann aber froh sein muss, einen Job als Busfahrer zu bekommen. Auch wenn häufig zu lesen ist, dass man Kuba ganz schnell noch besuchen muss, um in seinem „alten Charme“ zu erleben, so glaube ich, dass es erstens noch sehr lange dauern wird, bis sich spürbar etwas ändert und zweitens, dass es dem Land sehr, sehr gut täte, wenn sich da etwas verbessert wird. Den Menschen hier wäre es sehr zu gönnen!

Neben den Menschen mit ihrem entspannten Lebensstil hat uns die Landschaft fasziniert. Selbst viele der für Viehwirtschaft genutzten Flächen sind aufgrund ihrer Größe und abwechslungsreichen Bewuchs wunderschön anzuschaun. Die naturbelassenen tropischen Urwälder sowieso. Monotoner Zuckerrohranbau hielt sich Gott sei Dank in Grenzen. Ebenso Umweltsünden, wie der beschriebene Tagebau bei Moa oder die abgasverseuchte Luft in den Stadtzentren. Was ganz besonderes sind die wunderbaren Strände. Von total naturbelassen bis hin zu adriatischer Perfektion ist alles geboten.

Kurz um, ein Besuch Kubas lohnt unbedingt!

Guardalavacas Traumstrände
Guardalavacas Traumstrände

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