Erongo-Gebirge

Weil kurz nach 10 Uhr unser 48 Stunden Permit für den Etosha-Park abläuft, haben wir beim obligatorischen Abendbreafing beschlossen, um 7 Uhr abzufahren und statt eines Frühstücks mit langer Vor- und Nachbereitung nur einen Kaffee/Tee zu brühen und stattdessen in einer „deutschen Bäckerei“ auf dem Weg anzuhalten. Ruth bestellt für uns einen Tisch dort. Wie es der Teufel will, beginnt es kurz vor sechs zu regnen. Zwar nur eine Viertelstunde, aber immerhin reicht es um die Zelte gut zu nässen. Danach reicht die Zeit jedoch nicht, um sie wieder trocknen zu lassen. Es hilft nix, alles muss abgebaut und verpackt werden. Nun schauen alle etwas bedröppelt drein. Auf dem Weg zum Camp Okaukueju sehen wir, dass wir noch Glück hatten und wir deutlich weniger abbekommen haben als es hier geregnet hat. Erstmals sehen wir große Pfützen auf den Straßen. Erste Vorboten der kommenden Regenzeit? Aber schon im Camp Okaukueju scheint wieder die Sonne. Die Lufttemperatur ist richtig angenehm und einige besteigen den Aussichtsturm (immerhin 110 Stufen) und genießen den Blick in die schier unendliche Weite. Vom Camp bis zum Gate des Parks haben wir wieder Asphaltstraße, welche Wohltat! Robert legt eine Punktlandung hin, wir erreichen das Gate um 10:03 Uhr. Danach sind es nur noch 45 Minuten bis wir die Bäckerei erreichen. Eigentlich ist das ein ausgewachsenes Restaurant, das nebenbei auch Brot und Apfelkuchen verkauft. Der Laden ist gut gefüllt. Es ist Sonntag und ausschließlich weiße Familien sind hier und brunchen. Ich bestelle das „Lekker Frühstück“, weil das so lecker klingt und übersehe dabei völlig, dass in der Speisekarte als Bestandteil des Frühstücks auch ein Steak mit Röstzwiebeln genannt ist. 2 Spiegeleier, Schinken, 2 dünne Bratwürste, Tomaten und Pommes und das normalgroße Steak mit Zwiebeln. Na ja, es ist fast Mittag, das Frühstück fiel aus – basst scho!

Anderthalb Stunden später sind wir wieder unterwegs. Wir tanken nochmal und kaufen Eis ein. Keine Ahnung warum, aber die Isolierbox, die vorne im Truck steht und in der wir einen Teil der Einkäufe für die kommenden 2 Tage verstaut hatten, müssen wir leerräumen und den Inhalt in den Oberfächern verstauen. Nun geht es noch ein Weilchen über Gravel Roads in das Erongogebirge. Wir passieren bald wieder ein Gate, wie schon bei den Nationalparks zuvor, aber ohne Kontrolle. Irgendwas mit Conservation Area lese ich auf einem Schild. Die Landschaft hat sich in der vergangenen Stunde deutlich verändert. Wuchtige Granithügel erheben sich nun um uns herum. Endlich kann sich das Auge an etwas festhalten. Die Straßen werden immer enger bis wir unser Camp erreichen. Aber die schwierige Anfahrt hat sich gelohnt. Unser „Mountain View Camp“ macht seinem Namen alle Ehre. Der Anblick der riesigen Murmeln aus Granit in der tiefstehenden Sonne ist phänomenal!

Die etwas muffigen Zelte sind in der frischen Bergluft recht bald trocken und gut durchgelüftet. Ruth hat derweil wieder einmal gezaubert. Ein großer eisgekühlter Fruchtcocktail steht für jeden bereit. Damit war auch klar, wofür wir das Eis brauchten. Anschließend wurde auch noch ein leckeres Essen gezaubert. Bei Gesprächen am Lagerfeuer klang der Abend aus.

Um acht Uhr am nächsten Morgen kam Didi zu uns. Mit ihm würden wir drei Stunden durch diese Landschaft wandern. Didi, oder Diethelm Rust ist der Besitzer dieser Farm und damit des Campingplatzes. Sein Großvater hatte wegen der Nazis Deutschland verlassen und hier 5000 ha Land gekauft, um Rinder zu züchten. Didi hat nun als 3. Generation die schwere Aufgabe, das Ertragsmodell auf neue Füße zu stellen. Wegen der zunehmend lang anhaltenden Dürren, ist die Rinderzucht nicht mehr zu halten gewesen. Er erzählt uns, daß diese Dürren auch früher schon stattfanden, aber nicht so lange. Damals mussten sie oft mit roher Gewalt die Tiere zwingen aufzustehen und in ein Tal zum weiden zu gehen. So konnten sie früher wenigstens einen Kern für eine neue Herde retten. Heute ist das wegen der über mehrere Jahre sich hinziehenden Dürren nicht mehr möglich. Deshalb hat er sich mit 20 umliegenden Farmern zusammen getan und das Land in eine Conservation Area umgewandelt. Das Ziel ist es, das Land wieder in seinen natürlichen Zustand vor der Weidewirtschaft zu versetzen. Er allein hat dafür über 30 Km Zaun auf seinem Gelände entfernen müssen. Einige Tierarten wurden inzwischen auch wieder angesiedelt. Seine Augen strahlen, wenn er von alldem erzählt. So möchte er sich komplett auf eigene touristische Beine stellen. Zur Zeit arbeitet er nebenher noch als Reiseleiter für verschiedene Agenturen. Seine kleinen Selbstversorgerplätze für Camper sind liebevoll angelegt und sehr gepflegt. In der Umgebung hat er Wanderrouten angelegt und ausgeschildert. Ja selbst für Mountainbike-Fahrer gibt es Routen! Unser kleiner Platz ist einer von vieren, die er inzwischen aufgebaut hat. Noch zwei mehr meint er, dann kann er davon leben. Sofern nicht wieder so etwas wie Corona alles zum Stillstand kommen lässt.

Erst nach gut 4 Stunden sind wir wieder im Camp. Es gab noch so viel zu fragen, zu erzählen und natürlich zu schauen. Als Didi von seinem kleinen Kurs des Schlangen fangens und des dabei erworbenen Wissens erzählt beschließe ich in Swakobmund die Schlangenfarm zu besuchen.

Nach einer ausgiebigen Siesta bricht ein kleiner Teil der Gruppe noch einmal auf, um bei nun angenehmeren Temperaturen den Gipfel direkt hinter uns zu besteigen. Der Aufstieg ist nicht besonders schwierig, an manchen Stellen gibt es kleine Metallleitern beziehungsweise Ketten, um sich fest zu halten. Nach einer knappen Stunde ist der Aufstieg geschafft. Der Blick in der tief stehenden Sonne über dieses Land ist einfach grandios.

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s