Die erste Nacht in diesem Hotel war überraschend gut. Ein raffiniertes altes Holzlamellensystem hat uns wie unter freiem Himmelschlafen lassen. Es brauchte weder Ventilator noch Klimaanlage. Letzteres wäre eh‘ nicht vorhanden. Kurz vor sechs Uhr war ich bereits wach, die Vögel waren mal wieder schuld. Da es noch dämmerte, bin ich auf das Dach hinauf und habe mal geschaut, ob ich einen schönen Sonnenaufgang sehe. Die halbe Stund dort war einfach super! Im Gegensatz zu den vergangenen Tagen war der Himmel fast wolkenfrei und die Sonne erschien langsam hinter ein paar kleinen Cumuli auf der anderen Seite der Lagune. Phantastisch anzuschauen!

Anschließend gingen wir den Tag sehr geruhsam an. Nachdem wir uns den Schlaf aus den Augen gewaschen hatten, dackelten wir auf die Terrasse direkt unter unserem Zimmer. Dort wartete bereits ein gestern Abend angekommenes Grüppchen Holländer auf sein Frühstück. Damit waren die überaus routinierten Servicekräfte vollkommen überfordert. Die Reiseleiterin der Holländer packte zum Teil selber mit an, damit was vorwärts geht. Wir nahmen erst mal eine Tasse Kaffee (wieder einmal super gut!) und setzen uns wie geplant nach draussen. Die Käsköppe saßen komischerweise fast alle drinnen. Wir beobachteten stillvergnügt die Show und genossen ansonsten den phantastischen Ausblick. Als das Haus dann wieder holländerfrei war, bestellten auch wir und genossen in aller Ruhe ein abwechslungsreiches Frühstück aus Pfannkuchen mit Ei und gebratenem Speck, Früchten mit Joghurt und Müsli, Rührei mit Schinken, Toast und Marmelade sowie Fruchtsaft und Kaffee. Das brauchte natürlich seine Zeit in der die Sonne immer höher stieg und mit jeder Viertelstunde wieder etwas andere Farben in der Lagune erzeugte.


Heute wollten wir erst einmal zur Cenote Azul fahren und dort baden. Sie war allerdings ganz anders, als die Cenote in Ek Balam. Diese hier lag da wie ein See, hatte aber genauso kristallklares Wasser, wie die in Ek Balam. Die Wassertemperatur war auch deutlich anders. Diese hier war pieselwarm! Etwas merkwürdig fanden wir die „Infrastruktur“. Diese kostete einen kleinen Eintritt, dann ging man vom Eingang durch ein großes Restaurant, das bis an’s Ufer reichte. Dort waren Badestellen vorgesehen an schmalen betonierten Uferwegen, die aber nur direkt vor dem Restaurant existierten. Umkleiden gab es keine, das musste so oder auf den Toiletten gehen. Na egal, scheint hier so üblich zu sein.


Wir haben auf jeden Fall ausgiebig gebadet und die Sonne genossen. Als wir am frühen Nachmittag zum Auto zurückkommen, gibt es leider eine unangenehme Überraschung. Einer der hinteren Reifen hat fast keine Luft mehr. Die Reifenflanke hat kurz über dem Felgenhorn einen daumengroßen, hufeisenförmigen Defekt. Der geht wohl nicht ganz durch, denn der Reifen ist nicht komplett platt. Aber mit dem geht es nicht weiter. Der Parkwächter meint drei Kilometer Richtung Bacalar müssten wir geholfen werden. Hier auf dem schrägen Parkplatzhier, kann ich eh nichts machen, also fahren wir erst mal los. Kurz vor der Hauptstraße ist ein schattiges, ebenes Plätzchen. Ich beschließe, den Reifen vorsichtshalber zu wechseln, bevor ich mich damit wieder in den Verkehr und auf die Topes wage. Wo Ersatzreifen und Werkzeug liegen, hatten wir ja bei der Fahrzeugübergabe gezeigt bekommen. Die Sichtung des Ersatzrades stellt mich zufrieden. Der Reifen ist neu und hat ausreichend Luft – prima. Die Sichtung des Werkzeugs macht schon eher stutzig. Der Wagenheber scheint ok, aber womit soll man kurbeln? Nichts zu finden! Ich behelfe mir mit der Gewindestange der Ersatzradbefestigung. Damit bekomme ich den Wagen angehoben. Nun erst einmal die Radbolzen lösen. Skeptisch betrachte ich den Schlüssel. Die Größe passt, aber die Hebellänge beträgt gut gerechnet gerade mal 20 cm. Per Hand nichts zu machen. Ich steige drauf und hüpfe, nichts bewegt sich. Das bringt nichts mit dem Werkzeug. Also alles wieder eingepackt und langsam weitergefahren. An der nächsten Tankstelle erstmal Luft nachgefüllt. Der Reifen hält. Weiter geht es. Nach kurzer Zeit taucht einer der typischen kleinen Mechanicos auf. Wir halten an und fragen, ob er uns das Rad wechselt. Klaro. Mit einem großen Rangierwagenheber ist unser kleiner Aveo mit drei Hüben direkt am Straßenrand hochgebockt. Aber selbst mit seinem riesigen Radkreuz braucht der Mechanico Hände und Füße, um die Bolzen zu lösen. Ruckzuck ist das Ersatzrad drauf, genauso übel angeknallt, wie das Rad zuvor und das defekte Rad verstaut. Das ganze kostet 20 Peso, also € 1,10 (in Worten: Einen Euro zehn Cent), wir geben noch etwas Trinkgeld drauf, alle sind hochzufrieden und wir fahren winkend weiter.


Wir wollen uns noch das alte Fort anschauen, dass die Spanier hier aufgebaut haben, nachdem ihre Stadt mehrfach von Piraten überfallen worden war. Nach kurzer Suche finden wir es. Im Inneren ist auch ein kleines, sehr gut hergerichtetes Museum, dass über die Geschichte Yucatans, die Kolonialzeit, die Paraterie und die Seefahrt unterrichtet. Hier erfahren wir bspw. dass Yucatan einst die komplette Halbinsel umfasste, so wie heute noch die Touristiker die ganze Halbinsel meinen, wenn es in diesem Kontext um Yucatan geht. Der Bundesstaat Yucatan heute, ist ja nur noch ein kleinerer Teil der Halbinsel, neben Quintana Roo, Campeche, Chiapas und Tabasco. So, damit ist der Bildungsauftrag für heute auch erfüllt :-))
Knapp im Norden von uns hat sich wieder ein dickes Regengebiet aufgebaut. Traudl setzt sich deshalb an eine der alten Kanonen und ballert es von uns weg. Wir wollen jetzt keinen Regen mehr sehen. Es hilft offenbar; die dunklen Wolken ziehen im Norden an uns vorbei.


Da sie es in unserem Hotel seit gestern Abend nicht geschafft haben, das WLAN zu reparieren, suchen wir nach einem Cafè in dem wir mal wieder Verbindung mit der Heimat aufnehmen können.
In der Nähe des Forts finden wir eines und tauschen ein paar Nachrichten aus.. Auch die Lage unseres morgigen Hotels für die letzten Tage sehe ich mir in Street View nochmal an. Diesen visuellen Eindruck zu haben, hilft bei der Suche sehr. Nebenbei genießen wir noch Cappucino aus Bierseidln!
Inzwischen ist es später Nachmittag geworden und wir fahren retour, um uns zu duschen und zu überlegen, was wir heute Abend noch unternehmen wollen in dieser „Metropole“.
Beim weiteren Durchkreuzen des Ortes stellen wir fest, das er seine besten Tages längst gesehen hat. So wie auch unser Hotel das nicht verbergen kann. Es lebt von seiner einmaligen Lage über der Lagune und seinem freundlichem Personal, zumindest im Restaurant. Auch die Konsultation des Reiseführers führt zur Erkenntnis, bleiben wir im Hotel auf der Terrasse und genießen wir nochmal diesen Ausblick beim Essen.

Am nächsten Morgen frühstücken wir in dem Café vom Vortag und nehmen anschließend unsere letzte richtige Reiseetappe unter die Räder. Auf nach Tulum. Ich fahre sehr gemählich unserm Ziel entgegen, erstens weil wir unterwegs nichts mehr zum Ansehen erwarten und wir nach dem Mittag ankommen wollen und zweitens weil Traudl sich wohl etwas eingefangen hat. Ein wenig wird meine Befürchtung, daß uns hier deutlich mehr Touristen erwarten als bislang, wahr. Die Küstenstraße, südlich der Mayaruinen ist über Kilometer dicht an dicht mit Hotels und Restaurants gepflastert. Positiv ist aber, daß keines über die Palmen hinausschaut und so kein Betonburganblick ansteht. Fast am Ende liegt unsere Anlage. Sie besteht aus einzelnen Häuschen zwischen den Palmen in den Sanddünen zufällig verteilt. Der Anblick des Meeres durch die Palmen haut uns fast um. Paradiesisch!


Die ersten drei Tage hier sind nun vorbei und heute haben wir den letzten kompletten Ferientag. Das Wetter war leider etwas durchwachsen. Nach unserer Anreise hatte der stürmische Wind der Vortage wieder eingesetzt und der Himmel war manche Stunde komplett dunkelgrau. Entsprechend der Windstärke war der Wellengang. Am ersten Tag konnte ich es mir trotzdem nicht verkneifen einmal rauszuschwimmen und etwas bodysurfen zu versuchen. Nach einer halben Stunde Kampf ein den Wellen war ich so kaputt, daß kam was kommen musste. Auf einen der Brecher kam ich nicht mehr rauf, er schmiß mich so blöd auf den Grund, daß es mir den Körper so über den Arm schob, daß ich glaubte er sei ausgekugelt. Ich hatte wegen des Schmerzes richtig wacklige Knie und musste mich erstmal auf eine Liege setzen. Vorsichtig probierte ich erstmal die Finger, dann die Armbewegungen durch. Puh, richtig drin im Gelenk war der Arm wohl noch. Ein paar Sehnen vermutlich kräftig überdehnt, aber nichts kaputt. Glück gehabt.

Die Ruinen hier haben wir uns natürlich auch noch angesehen. Aber sie sind kein Vergleich zu dem, was wir schon gesehen haben! Trotzdem ist diese Anlage hier die mit Abstand (!) am meisten besuchte. Tja, so ist er, der Massentourismus. Bereits um 9.00 Uhr soll es hier voll werden, weshalb wir bereits vor der Öffnung der Tore vor den selben stehen. Nach gut einer Stunde haben wir wirklich alles gesehen und verschwinden wieder, die Horden palavernder Amis hinter uns lassend.




http://www.f1rstlife.de/news/details/artikel/bildung_in_mexiko_eine_momentaufnahme_des_versagens
Ja, nun ist es schon wieder soweit. Unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Wieder im Büro zu sitzen, kann ich mir momentan gar nicht vorstellen. Heute Abend werden wir den letzten Tag bei einem Essen am Meer ausklingen lassen. Wir haben uns das hier schon mal angesehen.

Wieder einmal durften wir in eine andere Welt eintauchen. Leider nehmen wir nicht allzuviel Hoffnung für Mexico mit. Was wir unterwegs erlebten, bestätigte uns leider ein Artikel, den Traudl heute im Internet fand. Wen es interessiert, kann ihn hier nachlesen: (Der link steht einpaar Zeilen weiter oben, unter den Tulum-Bildern. Er springt beim einsetzen leider immer an die Stelle.)
Wir hoffen aber sehr, daß es ein paar Unermüdlichen doch noch gelingt die Kehrtwende für das Land zu bewirken.
Buena Suerte Mexico!