Nur ganz kurz, da das Internet grad mal funzt.
Sind heute von einem zweitägigen Ausflug in das burmesisch-thailändische Grenzgebiet zurückgekehrt. Es war ein irrer Trip!
Ich versuche nachher noch ein paar Fotos einzustellen. Zu mehr reicht mir die Zeit nicht. Und ob das mit den Pics noch klappt, ist nicht sicher. Der Rest wird nachgeliefert – versprochen.
So, nun kommt sie die versprochene Nachlieferung:
Die Bilder habe ich ja noch in Yangon hochgeladen bekommen. Nun ist aber schon die erste Arbeitswoche vorüber und es wird Zeit den Bericht zu ergänzen.
Morgens um acht hat uns unser Guide mit dem Auto abgeholt und es ging im Schleichtempo aus Yangon heraus. Verkehrsdichte, Strassen und vor allem Verkehrssteuerung harmonieren nicht wirklich. Wir standen fast die halbe Stunde in einem Stau, der letztlich durch eine ungeregelte Kreuzung versucht wurde. Zwei verkehrsreiche Straßen aber keine Ampel! Als wir endlich die Stadtgrenzen hinter uns gelassen hatten, ging es einigermaßen zügig nach Nordosten Richtung Bago und weiter nach Kyaikhteeyoe. So heißt der Ort an dem sich das zweitwichtigste Heiligtum der Buddhisten in Myanmar befindet. Nach etwas mehr als vier Stunden Fahrt erreichen wir einen kleinen Ort am Fuße der Bergwelt. Dort gibt es erst einmal etwas zu essen während sich unser Guide um die Fahrtgelegenheit auf den Berg bemüht. Hier müssen wir nämlich umsteigen, weil es nur noch per Lkw weitergeht. Privatverkehr ist nicht zugelassen. Die Fahrgäste werden auf sehr schmalen Holzbänken, die auf der Ladefläche montiert sind, den Berg hinaufgekarrt. Der verfügbare Fußraum ist auf die burmesischen Menschen zugeschnitten. Normalgewachsene Europäer bekommen ihre Beine nur schrägsitzend unter. Wir dürfen aber im Fahrerhaus mitfahren. Die Lkw’s fahren erst ab, wenn die Ladefläche mit Menschen und Ladung vollgestopft ist. Die schmale und sehr holprige Betonstraße erklimmt in vielen engen Kurven den Berg. Der Fahrer fährt so schnell wie es der Motor zulässt. Auf die armen Fahrgäste hinter uns wird keine Rücksicht genommen. Jetzt wissen wir den Einsatz unseres Guides zu schätzen! Nach halber Fahrstrecke, gibt es einen kurzen Stopp. Eine Zigarettenlänge für den Fahrer, für uns Gelegenheit sich die Beine zu vertreten und ein paar Fotos zu schießen (hier ist ein sehr schöner Gebirgsbach, der gerne zum Baden genutzt wird). Für die armen Seelen auf der Ladefläche heisst es in der Sonne zu schmoren und zu hoffen, dass es bald weitergeht. Bevor wir aussteigen dürfen, wird aber durchgezählt. Anscheinend wurde dies auch bei der Abfahrt getan und nun wird kontrolliert, ob jemand verlustig gegangen ist. Nachdem der Fahrer ausgeraucht hat, geht es in gleichem halsbrecherischem Tempo weiter. Oben angekommen, wurde wieder durchgezählt und dann durften wir aussteigen. Irgendwie hatte ich mir dieses Heiligtum oben auf einem Berg klein und überschaubar vorgestellt. Weit gefehlt! Neben einem größeren Dorf stehen hier ganze Hotelkomplexe. Mit den Touristen und den Pilgermassen wird hier ein Riesengeschäft veranstaltet. Nach einem Marsch von einer halben Stunde erreichen wir schließlich den berühmten Felsen. Mit etwas Abstand geht er in dem ganzen Drumherum fast unter. Erst als wir direkt daneben stehen, wird uns seine besondere Erscheinung bewusst. Auf ziemlich genau 1100 m Meereshöhe liegt scheinbar kippelig ein riesiger runder Gesteinsklotz auf einer Felskante. Oben drauf befindet sich ein kleiner Stupa, in dem wohl bedacht zwei Haare Buddhas liegen, die die auf der Kante balancierende Felskugel gerade noch im Gleichgewicht halten. An einer bestimmten Stelle stehend, können wir erkennen, daß der Fels tatsächlich nur auf einer sehr kleinen Fläche aufliegt. Unter dem größeren Teil der Unterseite können wir hindurchschauen! Die Pilger haben den Fels mit den Jahren mit einer ordentlichen Schicht Blattgold überzogen. Daher auch sein westlicher Name – Golden Rock. Der Legende nach soll ein frommer Eremit den Fels vom Meeresgrund auf den Berg gebracht und oben drauf auch die beiden Haare Buddhas platziert haben. Muss ein doller Typ gewesen sein, der Eremit. Ich hätte das nicht geschafft. Deshalb sollten gute Buddhisten auch dreimal in ihrem Leben hier zu Fuss (nicht per Lkw!) hinauf marschiert sein! Immer wieder verblüffend wie sich die Riten der Religionen ähneln. Die Pilgerwanderungen zu irgendwelchen Heiligtümern gibt es in allen großen Religionen. Unser Guide scheint neben dem Buddhismus aber auch dem Glauben an Naturgeister anzuhängen. Für die gibt es hier auch einige Tempelchen. Unser Guide hatte uns in Yangon schon mit großer Begeisterung von diesen „Nats“ erzählt. Da Sie hier an verschiedenen Stellen stolaähnliche Tücher um die Götterfiguren legt und davor inbrünstig betet, merken wie ernst es ihr mit diesem Glauben ist. So ziehen wir durch die Tempel und das ganze Dorf bis wir am Ende des Ortes den höchsten Punkt der Umgebung erreicht haben und mit einem phantastischen Rundumblick belohnt werden. Das Beste ist das Glück, das wir mit dem Wetter haben. Nachdem es in den Tagen zuvor auch in Yangon regelmäßig am Nachmittag gegossen hat, ist hier strahlend blauer Himmel. Selbst die kleinen Schäfchenwolken, die uns am Vormittag noch begleitet hatten, haben sich inzwischen vollständig aufgelöst. Nur am Horizont liegen ein paar wenige Wölkchen. Nach einem Besuch in einer Teestube, in der wir neben Tee auch ein paar sehr leckere Tempuras naschen, gehen wir zuvor zum Golden Rock. Es ist inzwischen kurz vor Sonnenuntergang und wir suchen uns einen guten Platz, um den Sunset im Angesicht des heiligen Felsen zu erleben. Wir haben wirklich ein Wahnsinnsglück mit dem Wetter. Schöner und eindrücklicher kann der Sonnenuntergang hier oben sicher nicht sein! Ich glaube, das kommt auf den Bilder (alle ohne jede Nachbearbeitung – direct ooc!) auch einigermaßen rüber. Bei dieser Stimmung und angesichts des Felsens in seiner bemerkenswerten Lage, kann man schon ins Grübeln kommen über göttliche Kräfte. Allerdings haben die Geologen für die Entstehung der Granitkugel und ihrer Lage eine ziemlich eindeutige Erklärung – Wollsackerosion. Ganz typisch für diese Art von Granitgebirge, sagen sie. Tatsächlich sahen wir von dem zuvor beschriebenen höchsten Punkt entlang des Gebirgskamms einige dieser Granitkugeln. Wenn auch keine in dieser außergewöhnlichen Lage.
Nachdem wir uns ausreichend an dem Sonnenuntergang und dem Ausblick ergötzt haben, gehen wir ca. 45 Minuten der Berg hinab. Dort wartet im Golden rock Hotel unser Zimmer auf uns. Nachdem wir uns geduscht haben, gehen wir zum Essen. Da es draußen nur kleine Hütten der Dorfbewohner gab, bleiben wir im Hotel. Das Hotelrestaurant hat etwas sozialistisches. Wir fühlen uns hin- und hergerissen in der Erinnerung an Speisesäle der ehemaligen FDGB-Unterkünfte oder alten Bahnhofswartesälen. Den gleichen Charme versprühte dieses Hotelrestaurant. Dazu jede Menge schwarz gewandete Servicekräfte, teilweise als Auszubildende gekennzeichnet! Wir durften nichts selber tun, Serviette auf die Beine – Servicekraft, Getränk nachschenken – Servicekraft, Reis nachlegen – Servicekraft, Toilette gehen – nein, da hörte es glücklicher Weise auf.
Am nächsten Morgen waren wir super ausgeschlafen. Die Temperaturen hier oben waren für uns äußerst angenehm. Nach einem kurzen Frühstück und einem noch kürzeren Fußmarsch, kamen wir an der Pilger- und Touristenverladestation an. Hier gab es wieder das gleiche Prozedere wie beim Rauffahren. Wir saßen wieder vorne im Lkw. Sehr zum Missfallen eines Mönches, der ein paar Minuten nachdem wir den Lkw bestiegen hatten, in Begleitung eines Angestellten des Transportunternehmens vorbeiging. Wie schon mal gesagt, Mönche bekommen hier alles! Dieser wollte offensichtlich zu Tale, aber bequem vorne im Lkw. Mit sichtlicher Verärgerung registrierte er, dass wir bereits im Fahrerhaus saßen. Uns war es egal, wir fuhren kurz danach los. Allerdings nur ein paar hundert Meter. Dann stoppten wir mit drei anderen Fahrzeugen, um auf Gegenverkehr zu warten. Der brauste einige Minuten später an uns vorbei. Bevor wir wieder losfahren konnten, hupte es hinter uns und unser Fahrer verhielt noch einen Moment. Und was sahen wir? Ein leerer Lkw in dessen Fahrerhaus neben den Fahrer was saß? Ein Mönch! Für den fährt ein Lkw also auch leer, so ist das hier.
Unten angekommen, erwartete uns wieder der Fahrer mit dem bequemen Auto. Nach drei Abstechern zu der größten Pagode Myanmars, einer Schule mit Audienz beim Abt und einem Mittagessen in einem kleinen Restaurant, dass wir nie gefunden geschweige denn aufgesucht hätten (sah nicht so richtig vertrauenerweckend aus), kamen wir am Bahnhof in Bago an. Hier hatten wir noch eine Weile Zeit bis unser Zug abfahren sollte. Ja, das stand auch auf dem Programm. Zugfahren in Myanmar. Der Bahnhof war schon gut gefüllt mit Menschen. Auf den Bahnsteig konnten wir aber nicht, der war mit kräftigen Gittern abgesperrt. Die Wartenden lagen vielfach am Boden, schliefen, aßen oder starrten vor sich hin. Wir haben uns lieber am Vorplatz eine Teestube gesucht und dort gewartet. Als der Zug dann kam, war schon dessen Einfahrt ein Erlebnis. Ganz langsam näherte er sich unter lautem Hupen. Trotz der Langsamfahrt schwankte er Hin und Her, wie ein Betrunkener nach durchzechter Nacht. Eine Viertelstunde zuvor waren wir auf den Bahnsteig gelassen worden. Die Wartenden saßen teilweise auf den Schienen, ebenso etliche Händler und Händlerinnen, die wie aus dem Nichts über die Gleise kamen und Proviant anpriesen. Der Sitzplatz auf den Schienen wurde erst geräumt, als der Zug sich auf höchstens 50 m genähert hatte. Kein Wunder, daß er so langsam einfuhr. Als der Zug endlich stand, drängten die Wartenden durch die engen Türen energisch nach innen, genauso wie diejenigen, die aussteigen wollten. Da wir Plätze gebucht hatten (nachdem wir die Verhältnisse hier kennengelernt hatten, wunderten wir uns sehr, dass es das überhaupt gab), warteten wir geduldig, bis sich das dabei entstehende Knäuel vor uns auf wundersame Weise aufgelöst hatte. Im Zug staubte unser Guide die Falschsitzer von den gebuchten Plätzen und schon ging es los. Belüftung oder gar Klimaanlage gab es hier nicht. Alle vorhandenen Fenster waren soweit wie möglich offen, dazu auch noch einige Türen. Auch der Boden trug zur Lüftung bei. Er bestand aus Holzbohlen, durch dessen Ritzen konnten wir den Gleiskörper bewundern. Als unser Guide sah, dass ich meine Wasserflasche zwischen den Füßen abgestellt hatte, ermahnte sie mich dies nicht zu tun. Hier komme es wohl immer wieder vor, dass mein seinem Bedürfnis an Ort und Stelle nachgab. Schließlich hat der Boden ja Ritzen …
Na prima, und worauf sitze ich nun? Ich stellte das Nachdenken dazu vorsichtshalber ein und bewunderte lieber die Landschaft draußen. Bis Yangon blieb es bretteben. Reisfelder wechselten sich mit kleinen Dörfern und Buschhagen ab. Reiher, Wasserbüffel, spielende Kinder und arbeitende Erwachsene zogen an uns vorbei. Hört sich idyllisch an, war es aber nur anfangs. Die Fahrt war echt anstrengend. Obwohl wir nur zweieinhalb Stunden unterwegs waren, hat sie uns echt geschlaucht. Erstens war es richtig heiß, wir hatten gnadenlos gutes Wetter. Zweitens schaukelte das Ding von Zug nicht nur wie verrückt hin und her, es sprang und bockte auch permanent. Die Schienen sind nicht miteinander verschweißt, sondern stoßen mit mehr oder weniger großen Lücken aneinander. Das verursacht ein permanentes Rattern. Dazu kommen grobe Unebenheiten im Gleiskörper, die uns teilweise von den Holzbänken abheben ließen. Als wir Yangon erreichten, stockte uns beim Anblick der Vororte manches Mal der Atem. Wie sauber sahen dagegen die kleinen Dörfer auf dem Lande aus. Hier waren dagegen echte Slums zu sehen. Die Bahnhöfe vor dem Zentrum waren hoffnungslos überfüllt, Menschen überall. An uns zogen Züge vorbei, die ähnlich überfüllt waren, wie jene, die man vielleicht schon mal in Reportagen über Bangladesh oder Indien gesehen hat. Am Hauptbahnhof angekommen, war alles etwas geordneter. Lag aber wohl daran, dass er fast hermetisch mit Gittern abgeriegelt und an den wenigen Zugängen stark kontrolliert war.
Unser Hotel erreichten wir in 15 Minuten zu Fuß. Wir waren ganz froh ein paar Schritte gehen zu können. Inzwischen war die Sonne untergegangen und wir mussten wieder sehr aufpassen wohin wir traten. Aber alles ging gut und am Hotel erwartete uns auch schon unser Fahrer mit dem Gepäck. Wir verabschiedeten uns nun von den beiden netten Menschen nach Übergabe eines angemessenen Trinkgeldes. Jetzt wollten wir nur noch aus den verschwitzten Klamotten raus und unter die Dusche. Für große Ausflüge nach Chinatown fehlte uns anschließend die Energie. Wir sind nebenan in den Sakura-Tower gegangen und haben aus dem Restaurant im 20. Stock den Ausblick auf die goldglänzende Shwedagon-Pagode genossen. Genauso wie ein kühles Bier und ein leckeres Essen.
Am nächsten Morgen sind wir noch zum nahe gelegenen Bogyoke-Markt gezogen. In Myanmar ist er wohl der größte Markt unter Dach. Bis Mittag hatten wir die noch fehlenden Mitbringsel erstanden und das Restgeld unter die Leute gebracht. Pünktlich um 12:00 Uhr ging es dann per Taxi zum Flughafen. Weniger pünktlich war unser Flieger von Bangkok Airways. Zwei Stunden Verspätung. Gott sei Dank hatten wir ausreichend Zeitpuffer für den Flug von Bangkok nach Doha. Aber es wurde schon fast knapp. Wegen der großen Verspätung hat sich die Bodencrew in Yangon bemüht uns, wie auch das Gepäck komplett durchzuchecken. Wir mußten also in Bangkok kein Gepäck holen und hatten unsere boarding-cards bereits bis München. Das war auch gut so. In Bangkok sind wir direkt vom ersten Flieger zum Anschlussflug gegangen. Dort hatte das Boarding des A380 schon begonnen. Nach kurzem Umstieg in Doha, gings dann mit einem Dreamliner weiter nach München, wo wir dann am nächsten Morgen kurz vor sieben ankamen.
Was für eine Reise! Wir werden noch lange von diesen Erlebnissen zehren. Sehr gespannt sind wir auf das Ergebnis der Wahlen 8. November. Wir wünschen den Menschen dort so sehr, dass sich endlich etwas ändern wird. Es gibt so viele dort, die sehr darauf hoffen.