Rrrringg

ging es um fünf Uhr in der Früh ca. 30 Zentimeter neben meinem Kopf. Fast falle ich aus dem Bett bei der Suche nach dem Telefonhörer. Mein gequältes „Good Morning“ wird mit einem fröhlichen „Your Wake Up Call, Sir“ beantwortet. Ja, ja freu dich nur uns quälen zu dürfen. Aufstehen heißt es zur morgendlichen Pirschfahrt. In 30 Minuten ist Abfahrt. Zwanzig Minuten später stehen wir an der Bar und genießen noch einen excellenten Kaffee bevor es losgeht. Den Beifahrersitz, den ich gestern genießen durfte, tausche ich heute gegen einen der höhergelegenen Sitze. Wieder geht es kreuz und quer durch den ausgelichteten Busch. John hat mir gestern erzählt, dass vor ca drei Jahren ein verheerendes Buschfeuer zwar viel zerstört hat aber auch dafür sorgte, daß der Busch begehbar wurde. Einige Vogelarten, besonders der extrem seltene Hondo sind deshalb zurückgekehrt, da sie offenes Gelände bevorzugen. Den hier zu haben darauf ist John sichtlich stolz. Für die restlichen Verwüstungen sind die Elefanten zuständig, die auf Futtersuche noch so manchen weiteren Baum auf dem Gewissen haben. Erschwerend kommt noch dazu, daß der Regen heute morgen der erste seit … zweieinhalb JAHREN war! Wir sind also an einem historischen Tag angereist!
Auf einem der Marulabäume entdecken wir einen dösenden Leoparden. Sehr gemütlich hat es sich die Dame dort oben gemacht. Sie lässt sich nicht im mindesten von uns stören. Geradezu überheblich wirkt der eine oder andere Blick, den sie uns aus ca. 5 Meter Höhe zuwirft. Ein paar Minuten beobachten wir sie von verschiedenen Seiten und sehen, dass sie eine offene Wunde am Schwanzansatz hat. Also ganz klar nicht der Leo von gestern Abend.

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Tree Hanger

Weiter geht es mit der Fahrt bis wir an einer offenen Fläche halten und es einen kleinen Snack bei Kaffee, Tee und Kakao gibt. Langsam wandert die Sone so hoch, dass es heiß wird. Heute haben wir fast wolkenlosen Himmel! Also besser wieder zusammengepackt und weitergefahren. Auf einmal bremst John, wendet den Wagen und fährt zurück zu einem Wasserloch, das wir 10 Minuten zuvor erst passiert hatten. Nun lag dort, gut unter einem umgeknickten Busch getarnt, der Leopardenmann von gestern Abend. Auch er lässt sich nicht im geringsten von uns stören. Draußen im Busch halten ein paar Kuduweibchen und Impalas respektvoll Abstand, obwohl sie sicher gerne getrunken hätten. Aber Leo gab seine pole position nicht auf. Einige herrliche Kudubullen sahen wir noch bevor wir nach zweieinhalb Stunden wieder zurückkehrten.
Dann gab es richtiges Frühstück und dabei bot uns John an danach noch einen kleinen Fußmarsch durch die Umgebung des Camps zu machen. Einige Unentwegte schlossen sich ihm an und lernten dabei fiel über nützliche Pflanzen, Tierfährten und Bauten verschiedener Tiere.

Der nachmittägliche Drive begann traurig. Im großen Freigelände auf das wir vom Zimmer aus sahen, hatte sich ein Büffel im Matsch unentrinnbar festgesetzt. Er konnte sich keinen Zentimeter mehr bewegen. Die Ranger witzelten darüber, dass er in der Nacht zu Hyänenfutter werden wird. Auf meine Frage, ob man ihm nicht wenigstens den Gnadenschuss geben könne, statt ihn bei lebendigem Leib zerfetzen zu lassen, wurde mir strikt geantwortet, dass dies der natürliche Gang sei und man sich nicht einmische. Na ja, mag ok sein, wenn man sich generell daran hielte. Wenn man aber Wasserlöcher künstlich anlegt, um in einer Gegend in der es sonst keine Nilpferde gibt, welche zu halten, dann mischt man sich offenbar nur da ein, wo es den eigenen Zwecken dient. Die Witzelei über das was kommen wird, fand ich für Ranger zudem etwas respektlos der anderen Kreatur gegenüber! Vom Drive selber gibt es nur ein neues Erlebnis. Wir fanden zweimal Nashörner. Beide Male eine Mutter mit Nachwuchs. Der eine Nachkomme aber schon fast so groß wie die Nashornkuh.

Am Abend haben wir wieder sehr gut gegessen. Nur mit dem Service hat man hier noch ein Problem. Ich mag es einfach nicht, wenn ich den Mund noch voll habe und man mir in dem Moment schon den Teller vom Tisch nimmt und dabei fragt, ob man das leere Glas auch noch mitnehmen darf. Hallo, ich kaue noch! Richtig ungemütlich wird es spätestens, wenn der Tisch abgeräumt wird und zwar inklusive nicht getrunkener Getränke, während wir noch den Nachtisch löffelten. Das fühlt sich schon sehr nach „steht auf, geht an die Bar und konsumiert dort weiter“ an. Der Zimmerservice ist ähnlich. Wir hatten heute draußen ungefähr 40 Grad, es aber nachmittags geschafft nur durch kurzes öffnen der Türen die Temperatur innen niedrig zu halten. Als wir zurückkamen, war die Klimaanlage aus, der Raum feuchtheiß und vor allem voller Fliegen! Sehr ärgerlich bei einer Lodge, die alles andere als preislich günstig ist. Die Leute an der Rezeption sind dagegen eine komplett andere Liga – super freundlich und zuvorkommend.

Der nächste Tag begann wie der zuvor mit dem Weckruf um 05:00 Uhr. Wobei das eigentlich nicht ganz stimmt. Wach wurde ich, weil es gewitterte und ich meinte eine Hyäne gehört zu haben. Dazu hörte ich noch ein anderes gleichmäßig, mahlendes Geräusch. Also ging ich mal vor zur Terrasse, zog die Gardine ein Stück zurück und was sehe ich da? Steht doch so ein riesen Teil von Hippo zwei Meter vor der Terrasse und mampft genüßlich den eh schon kurzen Rasen. Drei Meter daneben steht ein Njala-Bock und tut’s dem Rhino gleich. Was für ein Bild! Die Ursache des mahlenden Geräusches war übrigens das Kauen des Hippos!
Das Geniale des anschließenden Game-Drives war aber nicht das Hippo oder die Löwen, die wir an ganz anderer Stelle wieder schlafend vorfanden. Es waren Wildhunde, die wir sogar beim Stellen eines Njala-Bocks beobachten konnten. Der hatte aber rechtzeitig ein dichtes Gebüsch gefunden, in das er sich verdrückt hatte. So konnten ihn die Hunde nicht in der üblichen Art umkreisen und gleichzeitig angreifen. Weshalb sie nach einigen Minuten von ihm abließen. Diese Tiere durch den Busch zu verfolgen und zu beobachten mit welcher Leichtigkeit und Eleganz sie laufen, war einfach grandios. Ganz, ganz großes Kino! Wir haben sie noch bis zu einer Wasserstelle verfolgt, an der sie ein Bad nahmen und sich im Schlamm abkühlten. Danach ließen wir sie ziehen und haben etwas verspätet unseren Buschkaffee getrunken. Diese Spezies ist extrem selten. Im gesamten Gebiet des Kruger-Parks und der umliegenden kleineren Parks gibt es nur noch ca. 180 Exemplare. Angesichts der Größe dieses Gebiets ist diese Sichtung also ein Riesenglück!

Insgesamt war der Besuch der Arathusa Safari Lodge ein phantastisches Erlebnis, dass wir nur wärmstens empfehlen können. Besonders danken müssen wir dafür John, unserem Ranger und Rifos, dem Tracker. Ohne deren geduldigen und engagierten Einsatzes wäre der Besuch nicht so verlaufen.

Inzwischen sind wir in Joburg angekommen, haben entgegen der ursprünglichen Planung das Auto gleich wieder abgegeben und sitzen nun mit einem Kopf prall gefüllt mit neuen Erlebnissen im Hotel am Flughafen, von wo es morgen nach George weitergeht

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