gestern waren wir eher im neuen, modernen Kapstadt unterwegs. Deshalb wollten wir uns heute mal auf den Spuren seiner Vergangenheit bewegen. Angefangen haben wir damit im Castle of Good Hope, erbaut von den holländischen Eroberern des Landes bereits Mitte des 17. Jahrhunderts. Zumindet trifft das auf das ursprüngliche Fort zu, dass hier zur Versorgung der Holländisch-ostindischen Handelsgesellschaft erbaut wurde. Die späteren Erweiterungen wurden übrigens mit Ziegeln erreichtet, die sämtlich in Holland hergestellt wurden. Wir kamen gerade zur Wachablösung mit Uber angefahen und haben Teile davon noch gesehen. Wie überall mit militärisch zackigem Gehabe. Innen dann das gleiche Bild wie überall in Kapstadt. Baustelle, Baustelle, Baustelle. Deshalb waren große Teile der Räumlichkeiten nicht zugänglich, lediglich zwei ehemalige Wohnräume waren zu beichtigen. Besonders gefallen hat uns die „Schlafkabine“. Da war es bestimmt sehr kuschlig drin.

Weiter ging es mit zum Museum für District Six. Hier ist die Geschichte der vielleicht übelsten Umsiedlungsaktion des Apartsheidsregimes dokumentiert. Circa 60.000 Menschen wurden zwangsweise in diverse Townships umgesiedelt und das gesamte Wohngebiet anschließend dem Erdboden gleichgemacht. Bis auf einen Gebäudekomplex ist die gesamte Fläche bis heute Brache geblieben und soll es wohl in Erinnerung an dieses Verbrechen auch bleiben. Am Boden des Museums ist der alte Stadtplan des Distrikts aufgemalt und als Turm daneben sind die alten Straßenschilder aufgebaut.
Wer sich mal an dem südafrikanischen Nationalgericht versuchen möchte, dem habe ich hier ein Rezept aus dem Museum eingefügt.


Auf dem Weg nach Bo-Kaap, haben wir noch einen Abstecher an die Kathedrale, in der Desmond Tutu aktiv war gemacht und haben anschließend noch an den Parlamentsgebäuden und dem vorgelagerten kleinen Park einen Besuch abgestattet. Hier stehen mitten in der Stadt prachtvolle, riesige Bäume.


Danach sind wir den Hügel nach Bo-Kaap hinaufgelaufen. Hier haben sich die Nachkommen der aus Indien, Ceylon ja sogar Indonesien verschleppten Sklaven niedergelassen. Seit Ende des 17. Jhdts. eint sie der islamische Glaube, der von einem Gelehrten verbreitet wurde, der aus Ceylon hierher ins Exil verbannt wurde. Das Viertel zeichnet sich besonders durch seine farbenfrohen Häuser aus. Obwohl davon abgeraten wird hier ohne Führer durchzugehen, blieben wir völlig unbehelligt. Heute ist Freitag, die Moscheen entsprechend voll und echte Muslime sind auch keine Taschendiebe.
Inzwischen waren unsere Füße ganz schön platt. Deshalb bestellten wir uns jetzt einen Uber, der uns auch innerhalb von 4 Minuten in dem verwinkelten Quartier fand und rüber zur Waterfront fuhr. Wir wollten noch die Ausstellung zu Robben Island mitnehmen. Da es heute sehr windig war, zog Traudl nicht so recht was die Fahrt nach Robben Island anging. Aber es muss ja auch noch was für einen späteren Besuch bleiben. Der Wind war übrigens über Nacht eingefallen und war so stark, dass wir davon wach wurden. Es hat außerdem geschüttet wie aus Kübeln. Das dürfe die Einheimischen sehr gefreut haben. Befürchtet man schon jetzt wieder einen schlimmen, trockenen Sommer zu bekommen. Die Wasserspeicher sind bei weitem nicht so voll, wie sie sein sollten. Wohl auch eine Folge des Klimawandels.
Die Eindrücke aus der Austellung des Nelson Mandela Gateways wie auch auch schon die aus dem Museum für District Six haben uns sehr nachdenklich dastehen lassen. In der Ausstellung am Nelson Mandela Gateway to Robben Island fand ich ein Gedicht eines ehemaligen Insassens von 1984. Es beginnt mit dem Satz: „A man without words i am …“ Genauso fühle ich mich angesichts der verabscheuungswürdigen Dinge, die hier dokumentiert wurden. Ein merkwürdiger Kontrast zu der auf Luxus, Konsum und Genuss getrimmten sonstigen Waterfront.
Ich werde Bobotie mal nachkochen und schauen wie es schmeckt ;-;
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