Cienfuegos

Heute war Kilometer fressen angesagt. HereWeGo meinte es seien ca 440 Km bis Cienfuegos. Natürlich ohne uns zu verfahren. Mal sehen, ob das heute gelingt. Zunächst gab es aber mal ein reichhaltiges Frühstück. Als wir alles eingepackt hatten und es an die Abrechnung ging, gab es noch eine positive Überraschung. Für die Unterkunft hatten wir bei AirBnB 25 Euro/Nacht inklusive deren Gebühr bezahlt. Verpflegung ist da nicht mit drin. Als wir ankamen hatten wir glatt vergessen danach zu fragen. Da wir aber recht weit weg vom Zentrum waren, hatten wir gleich beschlossen hier zu essen. Pro Nase zahlten wir also nochmal 5€ für das Frühstück und 8,50 € für das Abendessen, jeweils pro Kopf. Mit allen Getränken Bier, Softdrinks und Wasser, das wir alles hier mitgenommen haben, kamen wir pro Übernachtung auf 32€. Summa summarum also auf 57€ pro Übernachtung bei Vollverpflegung. Das mal als Info für diejenigen, die ähnliches planen.
Kurz nach 9 Uhr waren wir dann auf der Straße. Vorbei an dem schönen Aussichtspunkt vom Abend zuvor ging es zunächst Richtung Pinar del Rio. Kurz davor konnten wir dann Richtung Autobahn abbiegen. Nach Pinar sind wir nicht mehr reingefahren. Nach allem was wir gelesen haben, lohnt sich die Fahrt nicht wirklich. Außerdem rechneten wir mit einer deutlich längeren Fahrzeit als den 5,5 Stunden, die uns das Navi anbot. Die Autobahn hat hier ja schon was kurioses. Mal ganz abgesehen von dem erbärmlichen Zustand, scheint Fidel sich damit etwas überschätzt zu haben. Den allergrößten Teil der heutigen Strecke war die Straße 8(!)-spurig. Zum größten Teil verläuft sie steckerlgrad dahin, man sieht also 2 Kilometer nach vorne und nach hinten. Auf der Strecke tummeln sich selten mehr als 10 (in Worten: Zehn) Fahrzeuge. Das ist aber auch ganz gut, so hat man Platz, um den plötzlich auftauchenden Untiefen rechtzeitig auszuweichen. Das ggf. auch noch sehr spontan. Die Wahrscheinlichkeit mit jemanden zusammenzustoßen tendiert gegen Null. Wegen des Zustandes der Fahrbahn sind aber auch selten mehr als 80 Km/h möglich.
Die erste wirkliche Schwierigkeit taucht am Rande Havannas auf. Hier mussten wir auf die Calle 100 wechseln. Auf dem Navi, das leider kein richtiges Navi ist, weil für diese Region, also Kuba, nur die Routenberechnung und Ortung, aber keine Sprachansage etc. möglich ist, sah ich, dass wir kurz vor dem Abzweiger sein mussten. Zu sehen war nichts und es gab auch kein Hinweisschild. Über die Autobahn führte aber eine größere Strasse. Das musste doch hier sein. Plötzlich sah ich auch noch, dass kurz nach der Brücke die Strasse komplett aufgerissen war. Da ging es nicht weiter. Ich rief Traudl, die heute fuhr, noch zu „Ganz langsam, da geht’s nicht weiter“, da sah ich rechts durch die Büsche eine schmale Teerspur nachts rechts. Wir fuhren da rein Und tatsächlich nach unserem Navi waren wir genau richtig. Von diesem Abzweiger gab es nochmal einen Abzweiger nach rechts, dem wir auch folgten (natürlich nicht beschildert) und dann waren wir auf der Calle 100. Mit etwas Glück nicht verfahren. Als wir 10 Minuten später von der Calle 100 auf die Autopista Richtung Ostkuba abbiegen mussten, genau das gleiche Spiel. Die Abfahrt auf DEN Hauptverkehrsweg Kubas ist nicht beschildert. Gut, dass wir zu zweit waren und ich den Copiloten machen konnte und die Ortung per Handy funktionierte. Alleine und klassisch mit Karte wäre das eine ganz schöne Würgerei. Ich erinnere mich dunkel an solche Zeiten, als wir Ende der 70er (oh Gott, ich rechne jetzt lieber nicht nach) im VW-Bus durch Anatolien oder die Extremadura tourten. Ähnlich erging es uns bei unserem zweiten Stop, weil wir so langsam mal tanken mussten. Wir hatten in den Unterlagen der Agentur einen kleinen Autoatlas mitbekommen. Aus dem hatte ich die Kilometer bis zu einer eingezeichneten Tankstelle, die hier recht selten sind, entnommen. Als wir uns laut Kilometerzähler der Stelle näherten passte ich, wegen der bisherigen Erfahrungen, schon auf wie ein Luchs. Ich rechnete nicht mehr mit einem praktikablen Hinweis. Und war es dann auch, durch Büsche und Bäume verdeckt, glitt die Tankstelle an uns vorbei. SCHei… Aber egal – an der Ausfahrt der Tankstelle sah ich ein Fahrzeug, von wo auch immer kommend, Richtung Tanke fahren. Kurze Navigationsanweisung an die Pilotin „Geschwindigkeit auf 20 Km/h reduzieren und auf 170° Rechtsturn einstellen“ uns schwupps ging es die Ausfahrt hinauf zur Tank&Rast. Scheint hier niemanden zu wundern. Dies Tanken war dann auch wieder eine Erfahrung für sich. An der Säule entdeckte ich ein 4-Schrittanleitung, die ich aber nicht verstand und auch nicht in Gänze in den Übersetzer tippen wollte. Sprit kam jedenfalls keiner raus und es stand an der Anzeige auch noch was drin – sie hat sich nicht genullt. Also bin ich zu einem Schalter gestapft, an dem einige Leute anstanden. Als ich dran war, machte ich deutlich dass ich an der 4 tanken wolle. Jetzt musste ich erst mal sagen wieviel. Ja was weiß denn ich! Schnell überschlagen, Tank soll angeblich 50 l fassen, so ca. 40 l sollten rein gehen, Liter kostet lt Anzeige, die ich eben ja sah 1,20 CUC, für 40 CUC muss also eigentlich was reingehen. Ok, VISA-Karte ausgehändigt, mache ich eigentlich ungern und zurück zur Säule. Tanken und die Säule regelt automatisch bei 40 CUC ab – aha. Rien ne vas plus. Prima, Traudl meint, Anzeige zeigt voll. Zurück zum Schalter, wieder warten bis ich dran bin. Ausweis auch noch aushändigen und dann wird dieser ausgiebig begutachtet, etliche Daten daraus auf den Tankbeleg übertragen und daaann darf auch ich unterschreiben. Kurz danach habe ich Ausweis, Tankbeleg und Karte zurück und schoon darf es weitergehen. Wir bleiben noch auf einen Kaffee und bewundern die vielen vollschlanken Kubaner bevor wir weiterfahren.
Ich fasse es nicht – die Ausfahrt nach Cienfuegos ist beschildert! Weiter geht es über die zweithöchste Strassenkategorie, die Kuba zu bieten hat. Die Strasse ist vergleichsweise gut. Trotzdem begegnen uns an manchen Stellen mehr Pferdefuhrwerke als Autos. An der Anzahl Taxis merkt man schon, dass Cienfuegos ganz interessant sein muss.
Unser Casa finden wir fast auf Anhieb. Das Zimmer ist sehr angenehm, sehr sauber und recht groß. Reine Fahrtzeit sind es wegen Nichtverfahrens „nur“ sechseinhalb Stunden geworden. Aber anstrengend ist das sehr, weil man ständig nach den Schlaglöchern Ausschau halten muss. Traudl liegt deshalb erst einmal auf dem Bett, die Klima läuft, cool down ist angesagt. Ich sitze schreibend und ein Cristal genießend auf der Dachterrasse und bewundere nebenbei auch noch den schönen Sonnenuntergang beim Blick über die Dächer Cienfuegos.
Als es schon dunkel geworden war, haben wir uns aufgerafft und haben einen Rundgang durch die Stadt gemacht. Wir sind ja nur wenige Schritte vom Zentrum und dem Paseo entfernt. Am vielgepriesenen Park Marti hängen etliche Menschen rum, weil es hier wohl Internet gibt. Gut zu erkennen daran, dass viele Smartphones leuchten und die Menschen mit hängenden Köpfen darübersitzen. Ansonsten ist hier nix los, keinerlei Nachtleben, Bars oder Cafes! Das gleiche Bild in der Fußgängerzone vom Paseo dort hin. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Auf dem Paseo selbst ist die Anzahl der Menschen ebenfalls sehr übersichtlich. Hier finden wir wenigstens eine Pizzeria, die auf hat und in der 5 andere Menschen drinsitzen. Die Pizza allerdings ist das mieseste Stück Teig, das ich je vorgesetzt bekommen habe. Matschig weich mit einer solchen Ladung undefinierbaren Käses drauf, dass alles von der Gabel rinnt. Vom trockeneren Rand bekomme ich ein paar Bissen herunter, 80 % gehen zurück. Bähh! Etwas enttäuscht trollen wir uns zurück zur Casa. Osniel, Besitzer der Casa meint später, ein wenig mehr soll am südlichen Ende des Paseo in Punta Gorda los sein. Aber das hört sich auch nicht nach dem brüllenden Leben an.
Am nächsten Vormittag erkunden wir auch diese Ecke. Aber auch hier sind wir fast die einzigen Touristen. Außer dem Palacio de Valle und einem schönen Gebäude, dass heute als Yachtclub dient (wer finanziert den eigentlich? Sieht nämlich echt mondän aus) ist nichts Sehenswertes zu entdecken.
Zurück ins Centro fahren wir mit dem öffentlichen Bus, so entgehen wir dem ständigen Nachfragen „Taxi? Taxi?“ von Rikschafahrern bis Oldtimertaxis. Wir wandern nochmal zum Park Marti durch die Fussgängerzone. Die ist nun richtig voll. Hier wird ein- und verkauft, die Masse aber ist für die nun auch reichlich vorhandenen Touristen. Rundum sind auch jede Menge Reisebusse der staatlichen Gesellschaft zu sehen. Bei Tageslicht wirken die Fassaden der bekannten Gebäude um diesen Platz herum wie Botoxschönheiten. Sehr glatt aber irgendwie unnatürlich. Gegen Mittag trollen wir uns und fahren gen Trinidad.

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