Zwiegespalten

Seltsamer Titel, aber der Reihe nach, das klärt sich schon auf.

In Trinidad geht es nach dem Frühstück um 8 los. Unser Casa-Besitzer lässt so richtig den Maestro raushängen. Er hängt mit seinem fetten Bauch im Flur vor den Haustür im sessel und schaut mir interessiert zu, wie ich den Koffer über die steile Treppe nach unten wuchte. Sein schwuler Adlatus hilft mir widerwillig mit dem 2. Koffer. Anfangs, als man das Zimmer noch loswerden wollte, sah das ganz anders aus. Nun wollen sie Traudl nicht mal die 10 CUC Wechselgeld retour geben, weil sie meinen, wir hätten doch sicher was aus dem Kühlschrank genommen. Nachschaun tun sie aber nicht, dazu müsste ja einer seinen fetten Wanst nochmal treppauf wuchten. Unsere Koffer dürfen wir dann alleine nach draußen tragen. Schade, dass wir die Unterkunft nicht über AirBnB gebucht hatten. Die Bewertung hätte sich gewaschen.

Als Zwischenstop hatten wir uns noch Sancti Spiritu vorgenommen. Es lag auf dem Weg und unser Reiseführer (natürlich vom ADAC made by THM, aber mit unserer Kartografie – Hallo Leute!) versprach einiges Gutes. Und in der Tat, wir können nur jedem empfehlen wie dort beschrieben hier vorbeizuschauen. Wunderschöne Kolonialbauten, sobald man die Brücke über den Fluss passiert hat. Ebenso ein toller Blick über das Zentrum vom Turm der Kirche. Beeindruckend auch die kleinen Gässchen mit ihrem intakten (!) Kopfsteinpflaster und hübschen Fassaden. Sehr viel sauberer, adretter und vor allem authentischer als Trinidad. Hier fanden wir auf Anhieb einen Etecsa-Laden und ich erstand dort für 6 CUC eine 5-Stunden-Internetkarte. In Trinidad gelang es uns nur eine Stunde für 4 CUC zu bekommen. Das allerdings auch nur von merkwürdigenTypen auf der Straße. Einen Etecsa-Laden wollte keiner kennen. Auf dem Bulevar vor dem Laden, bekamen wir auch auf Anhieb (im 1. Versuch !!) eine Verbindung und meldeten uns mal bei der Familie. So was gelang in Trinidad bei 30 Versuchen einmal und dann flog man beim Einloggen schon wieder raus.

Gegen halb zwei fuhren wir dann weiter. Kurz nach Sancti Spiritu fotografierte ich ein imposantes Cumulusgebilde, das ewig breit war, aber noch nicht ganz seinen Nimbus ausgebildet hatte. Da freute ich mich noch über das gelungene Foto. Wenig später realisierte ich, dass wir genau auf das Ding zusteuerten. Inzwischen war seine Basis auch zusehends dunkler geworden. Die ersten Tropfen fielen. Es dauerte nicht lange, da brach ein Unwetter los, dass die Umgebung in kürzester Zeit in ein Überschwemmungsgebiet verwandelte. Wir fuhren zwar auf der Straße der höchsten Kategorie hier im Osten Kubas. Das bedeutete aber in unseren Maßstäben lediglich eine einfache Landstraße, die zudem völlig ohne wasserbauliche Absicherung in die Landschaft gesetzt wurde. Kein Straßengraben, keine Drainage nichts. Das war uns am Tag zuvor, bei unserer Bergfahrt schon aufgefallen. Beim geringsten Regenfall, suchte sich das Wasser seinen Weg entlang der Straßenränder, unterspülte diese und die brachen beim ersten Fahrzeug danach weg. Die Straße hier war gerade noch passierbar, aber nur im Schritttempo. Nach einer dreiviertel Stunde hatten wir es geschafft. Der Regen verschwand und die Sonne kam wieder raus – als sei nichts gewesen. Um halb fünf erreichen wir Camagüey. Hier machen wir erstmals schlechte Erfahrungen mit Kubanern. Bislang hatten wir Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit erfahren, deshalb wurden wir wohl etwas nachlässig. Bereits etwas außerhalb der Innenstadt war mir ein Radfahrer aufgefallen, der uns später wieder begegnete. Als wir im historischen Zentrum etwas zögerten, weil unsere Karte die Einbahnstraßen nicht richtig berücksichtigte, kam er auf uns zu und fragte, wo wir den hinwollten. Als ich ihm die Adresse nannte, meinte er das sein schwierig, weil genau da dürften wir von hier aus nicht hinfahren.Er fuhr dann vor uns her um letztlich aber exakt die gleiche Runde wieder zu fahren, die wir eben schon mal gefahren waren. Da hätte ich schon skeptisch werden sollen. Danach erst fuhr er im Grunde so weiter wie ich es zuvor auch alleine getan hätte, um in unsere Zielstraße richtig rum reinzufahren. An der Casa erwartete uns dann ein anderer Mann, der sich gleich sehr energisch als Herr des Hauses vorstellte. Er bedeutete uns, nicht auszupacken. In gleichem Ton ging es weiter; da wo wir stehen darf nicht geparkt werden. Wir müssten das Auto zu einem Parkplatz fahren Er zeigt uns wo. Der Radfahrer stand immer noch da. Ich gab ihm einen CUC für seine „Hilfe“. Er guckte ganz entgeistert auf die Münze. Auch der andere meinte ganz leise plötzlich „One CUC?“. Ich überhörte das Gefasel geflissentlich und machte den Kofferraum auf, um mich an dessen Inhalt zu machen. Da wurde der 2. Wieder energisch meinte lautstark und wortreich, daß das nun gar nicht ginge und wir hier umgehend weg müssten. Mein Hinweis, dass hier ja auch noch 2 andere Wagen stünden, ließ er nicht gelten. Er also auf den Beifahrersitz, Traudl nach hinten zur Überwachung und los ging es. Nur drei Ecken weiter in dem Einbahnlabyrinth, war ein größerer abgeschlossener Parkplatz. Ok, das lasse ich mir eingehen. Hier mussten wir sofort 10 CUC für 24 Stunden zahlen. Aha, der Tourismus ist auch hier angekommen. Als ich zum falschen Menschen gehen will, um zu zahlen, wurde der Choleriker wieder laut. Jetzt reichts und auch ich fing auch an laut zu werden. Einfach auf deutsch, aber Hauptsache laut. Das wirkte, der Typ spricht plötzlich wieder normal. Er holte ein Bici-Taxi (Fahrrad-Rikscha), das schon am Parkplatz wartete, überwachte das Aufladen der Koffer, erklärt dem Radler, wo wir hinmüssten und mir, dass der Radler dann auch 10 CUC bekommt. Mich schaute er dann nicht mehr an. Die Beiden haben wir danach nicht mehr gesehen. An der Casa war am Eingang nun eine junge Dame, führte uns hinauf und zeigte uns das Zimmer. Nett und alles sehr sauber. Kurz danach trafen wir auch Alina, die ich von AirBNB her als Hausherrin kenne. Von ihr erfuhren wir kurze Zeit später, dass hier seit einiger Zeit einige Banden ihr Unwesen treiben und dass sie uns deshalb vor zwei Tagen eine Mail geschickt hätte. Tja, super, wenn wir hier normalen Internetzugang hätten. Als ich ihr die Verhältnisse in Trinidad schildere, kann sie es gar nicht glauben. In der ganzen Parallelstraße, könne man sich in jedes Cafe, Bar, oder Restaurant setzen und hätte problemlos Internetzugang. Das probierten wir später gleich aus. Und siehe da, es stimmte. 75 Bilder für den Blog hochgeladen, die Texte aus Word in WordPress umkopiert. Schnell noch die richtigen Kategorien definiert, weil Kuba noch fehlte. Nach 45 Minuten war alles erledigt. Geht doch! Alina war übrigens eine wunderbare, hilfsbereite Gastgeberin! So gab es an einem Tag ganz unterschiedliche Erfahrungen.

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3 Kommentare zu „Zwiegespalten

  1. Hallo, diese Erfahrung mussten wir in Camagüey auch machen. Nirgends wurde so unverschämt aufdringlich gebettelt wie hier. Sehr viele zwielichtige Gestalten. Hatte immer die Hand an der Tasche

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  2. Hallo,

    habe mal einem Nachmittag lang eure Berichte gelesen und Bilder angeschaut. Eine Wohltat nach meinen letzten Wochen. War direkt mental in Kuba 🙂
    Bis bald

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