Eigentlich bin ich viel zu müde, als dass ich noch etwas schreiben mag. Der Tag war anstrengend, weil so voller Eindrücke, dass ich das Gefühl habe, mein Schädel platzt.
Um neun Uhr holte uns Kay am Hotel ab. Mandalay ist ja das Zentrum der Handwerker in Myanmar, zumindest behauptet das Kay. Also kutschierte uns Paddy zunächst zu einer kleinen Werkstatt in der Blattgold hergestellt wird. Dafür werden Bambuspapiere mit Kreide präpariert und mit kleinen Goldstückchen belegt. Insgesamt sollen es pro Päckchen ca. 700 Blätter sein, die zum Schluss aufeinanderliegen. Mit einer speziellen Konstruktion wird alles verspannt und schließlich an einen schrägstehenden Stein gehängt. So aufgehängt wird das Paket mit einem axtähnlichen Hammer eine bestimmte Zeit bearbeitet.
Immer im gleichen monotonen Rhythmus, immer in der gleichen Stellung, immer mit dem gleichen krummen Rücken. Die Männer arbeiten neun Stunden mit einer halben Stunde Pause und abzüglich der Zeit des Pakete präparierens. 😕 Ganz interessant war die Herstellung des benötigten Bambuspapiers. Damit wird Goldblatt von Goldblatt getrennt. Es muss extrem strapazierfähig sein. Dazu werden Bambusstängel, die noch nicht hohl sind, in feine Streifen zerschnitten. Die kommen in ein Gefäß, werden mit Wasser aufgegossen und es wird ein spezieller ‚Leim‘ beigemischt. So bleibt das ganze verschlossen für schlappe 3 Jahre stehen! Die Fasern haben sich dann weitgehend von dem übrigen Gewebe gelöst.
Nun wird die Masse aufgekocht und zwar unter rühren und stampfen und das für zwei ganze Tage. Erst dann ist das Fasergemenge soweit über ein in einen Rahmen gespanntes Tuch abgegossen zu werden. Da das so entstandene Papier für die Blattgoldproduktion noch viel zu rau ist, wird es in ca. 13×13 cm große Stücke geschnitten und mit schweren, glattgeschliffenen Holzscheiben geschlagen bis es hauchdünn und glatt wie ein Babypo ist. Nach dem Einreiben mit Kreide ist es endlich zur Blattgoldproduktion geeignet. Natürlich gab es auch einen schönen Shop mit schönen Dingen und schönen Preisen. Wir haben uns schön verkrümelt. Nächste Station war die Mahamuni-Pagode. Mal abgesehen davon, daß es sehr, sehr schön und sehr, sehr golden war, war das besondere ‚Pastenproduktionstation‘. Die Paste wird von fast allen Frauen genutzt und auf verschiedenste Weise auf die Gesichtshaut aufgetragen. Ihr werden wahre Wunderdinge zugesprochen. Das banalste davon ist noch der Sonnenschutz. Was man wohl selbst nicht glaubt, sind doch meist nur Teile der Wange bedeckt. Bei älteren Frauen haben wir manchmal ein komplett bemaltes Gesicht gesehen. Gewonnen wird die Pasta aus der Rinde eines kleinwüchsigen Baums, des indischen Holzapfels. Dazu werden die Stämme und dickeren Zweige in handliche Stücke geschnitten einige Tage in Sand gelagert und dann auf runden Reibesteinen unter Zugabe von etwas Wasser zu einer Paste verrieben.
Übrig bleibt das nackte Holz, das übrigens sehr hart und schwer ist. Gleich um die Ecke war dann noch ein Holzschnitzerfachbetrieb. Die Menge an Figuren, Marionetten, Buddhas und Allem was man sich sonst aus Holz vorstellen kann, ist beinahe beängstigend. Mit dem Besitzer konnte man gut scherzen, er hatte genau den trockenen Humor, wie ich ihn mag. So bekamen wir die Marionette auch deutlich günstiger als ausgezeichnet.
Nun ging es ein ganz schönes Stück aus der Stadt heraus. bis zur Mündung eines kleinen Nebenflusses des Ayerawaddy.

Dort ließen wir Auto und Fahrer stehen und setzten mit dem Boot über. Auf der anderen Seite des Ufers war es höllisch dreckig. Es warteten mehrere Dutzend Pferdekarren auf Besucher, natürlich begleitet von Unmengen Souvenir-Verkäuferinnen, die hier schon erstaunlich aufdringlich sind. Nichts mehr zu spüren von der hochgelobten, zurückhaltenden Art der Burmesen. Wir bekamen auch so einen Karren zugewiesen. Das war auch gut so. Durch die täglichen Regenfälle und die hier meist unbefestigten Wege, war das Schlamm pur. Der Karren war sowas von unbequem, schüttelte uns nicht nur durch, nein, wir hatten gar das Gefühl er wollte uns abwerfen, so sehr hoben wir manches Mal von den Sitzen ab. Die Schlaglochtiefe wetteiferte mit buddistischem Tiefgang.

Ohne Knochenbruch haben wir es schließlich zur Bagaya-Pagode geschafft. Sie ist komplett aus Teakholz erbaut und steht auf 267 ebensolchen Pfosten. Die setzen sich teilweise im Inneren fort und sind in der Höhe noch so stark, dass ich mit den Armen nicht drumrum kam. Weiter ging es mit dem famosen Karren in das Herz des alten Ava (heute Inwa), die Vorgängerin von Amarapura. 1364 gegründet musste die Stadt 1838 aufgegeben werden, da Sie bei einem verheerenden Erbeben völlig zerstört wurde. Am Swimming-Pool der Königstöchter, mehr ein ausgewachsenes Schwimmbad, aber so ist das halt bei Königs, vorbei, ging es zum ‚Schiefen Turm‘ von Inwa, einem der wenigen höheren Bauwerke, das stehen geblieben war. Leider schief und seit einigen Jahren nicht mehr begehbar, weil es wiederum bei einem Erdbeben in zu starke Schieflage geriet. Ein weiteres Highlight steuerten wir danach an, das Maha Aung Mye Bonzan Kloster, auf Englisch etwas treffender Queen’s Brick Monastery genannt, weil seine Besonderheit in der kompletten Ziegelbauweise liegt.
Der Bau wirkt gar nicht wie ein Kloster, eher wie ein Palast. Das mag mit der Intention der Erbauerin zu tun haben. Das war nämlich die Hauptfrau des damaligen Herrschers, Frau Meh Nu. Und die hat die bescheidene Hütte für Ihren Geliebten, den königlichen Abt Nyaung Gan Sayadaw erbauen lassen. Also Verschwendung von Steuergeldern, auch religiöser Art gab es schon vor Tebartz van Elst.
Nachdem wir uns erfolgreich zurückgeschüttelt hatten, fuhren wir auf die andere Seite des Flusses nach Sagaing. Diese ehemalige Hauptstadt eines Shanstaates gehört heute zu den bedeutendsten buddistischen Zentren in
Myanmar. Über 6000 Mönche und Nonnen sollen hier leben. Hier haben wir die aus Inwa mitgebrachten Lunchboxen geleert und unter anderem den fabelhaften Blick von der Terrasse der Sun U Ponya Shin Pagode genossen. Vor lauter Pagoden schwirrte uns mittlerweile der Kopf und wir konnten uns beim besten Willen keine weiteren Namen merken.
Auf dem Rückweg sind wir noch bei einer Seidenweberei vorbeigefahren, in der noch an alten mechanischen Webstühlen gearbeitet wird. Leider waren hier wieder hauptsächlich junge Mädchen aktiv, die eigentlich etwas lernen sollten. Trotz des schlechten Gewissens hat Traudl sich hier den erträumten Longyi gekauft, ein sehr schönes Stück!
Den Tagesausflug haben wir schließlich an der U Bein Brücke abgeschlossen. Der touristische Rummel hier ist unvergleichlich. Leider war das Wetter auch wieder zu schlecht für einen der berühmten Sonnenuntergänge. Dafür zogen die Regenwolken etwas später so tief über den Mandalay Hill, dass sie durch die Scheinwerfer dort oben spektakulär aufleuchteten. So
lang wie sich die Regenzeit heuer zieht, wird das vermutlich auch morgen wettertechnisch nichts besonderes werden. Inzwischen haben wir erfahren, dass über der Andamanen-See ein Zyklon (oder der Rest davon) liegt, der seine Wolkenfelder direkt zwischen die beiden Bergketten schiebt, die Myanmar im Osten und Westen begrenzen.
Hallo ihr Urlauber, sehr schöne und lange Beschreibung eures Ausfluges. Spürt man gar nicht, dass du so müde warst, na ja vielleicht bei den paar Schreibfehlern 😉
Wenn jetzt die Bilder noch dabei wären, dann könnte man fast meinen man wäre dabei und sieht das alles auch.
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Von Anonym steht hier. Mich würde es sehr interessieren wer da schreibt!
Übrigens ‚Wer Schreibfehler findet, darf sie behalten‘.
Ich weiß, hat Bart der Spruch aber mir gefällt er halt.😉
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Anonym sollte eigentlich Christine sein, keine Ahnung warum das jetzt wieder nicht funktioniert. Vielleicht ist der Name auf dem weiten Weg nach Myanmar verloren gegangen 😉
Auf jeden Fall verfolge ich eure Berichte weiterhin, wenn auch teilweise vielleicht nicht namentlich genannt. Dann bin ich halt Frau Anonym 🙂
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Übrigens ist im Beitrag „Regenzeit“ auch ein anonymer Kommentar. Der war aber nicht von mir. Es gibt also noch eine anonyme Person. Ha ha ha 😉
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Alles klar, jetzt kam dein Name auch wieder mit. Ich habe inzwischen zwei weitete Berichte fertig. Bekomme die im Hotel aber nicht hochgeladen. Es reicht gerade mal für mails. Inzwischen ist mir aufgefallen, dass die gesicherten Verbindungen problematisch sind. Vielleicht wollen die Militärs hier alles mitlesen.
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