Nach einem reichhaltigen Frühstück vom Buffett wurden wir von einem vielköpfigen und noch vielbeinigeren Abschiedskommitte, s. Foto zum Bus begleitet. Besonders der Hund der Lodge wich mir kaum von der Seite. Wahrscheinlich weil ich der einzige war, der ihn ausgiebig kraulte.
Große Sauerei beim Abschied
Die Fahrt war lang und bis auf ein paar Impalas und Strauße weitgehend ereignislos. Wenn da nicht die Qualität der Straße gewesen wäre. Noch dem Motto „geschüttelt, nicht gerührt“ ging es dahin. Jetzt ging mir auch ein Licht auf, warum im Prospekt stand „für Menschen mit Rückenproblemen nicht geeignet“. Wenn die Beckengurte nicht gewesen wären, hätte ich mehrfach unter der Decke gehangen.
Die sehen so harmlos aus, die Straßen!
Den Versuch meine Eindrücke gleich im Bus in‘s iPad zu tippen, gab ich ganz schnell wieder auf. Nach der Mittagspause in Gogabis habe ich mir für die Fahrt noch einen Kaffe to go gekauft. Trotz Deckel bedurfte es wahrhaft artistischer Fähigkeiten, um den Kaffee unfallfrei zu trinken. Aber was tue ich nicht alles für einen Kaffee. ☺️
Nach der Ankunft auf Zenda stellte ich fest, daß heute noch kein zelten angesagt war. Was für eine Enttäuschung! Und Internet gibt es hier auch noch. Nun gut, das macht den Abend oder den nächsten Morgen entspannter, wenn nicht alles gleichzeitig geschrieben, bearbeitet und übertragen werden muss.
Nach der Ankunft gab es ein Stündchen Ruhepause bevor wir zu einem walk in den Busch aufbrachen. In unserem „Zimmer“ hätten wir uns fast verlaufen, so groß ist es. Nachdem wir wieder ins Freie gefunden hatten, wanderten wir mit vier San in den Busch. Unterwegs erklärten sie uns wort- und klickreich viel über die Pflanzen, deren Nutzen und Verwendung. Klickreich, weil ihre Sprache mit unterschiedlichen Klicklauten durchsetzt ist. Einmalig unter allen Weltsprachen. Unterwegs wurden uns auch fast beiläufig Zebras und Kudus gezeigt. Wir suchten uns dann regelmäßig einen Wolf bis wir die entdeckten. Zum Ende hin war dann noch Fotoshooting mit San angesagt und es ging retour. Rechtzeitig zum Abendessen und bevor die Sonne unterging. Hier gab es übrigens auch Kudu!
Die Pflanze hilft z. B. bei Ohrenschmerzen.
oder wenn man aus den verbleibenden Fasern Seile dreht und damit Strauße fängt.Die fanden es ganz lustig, dass der große Blässling vor ihnen niederkniete.
oder windiges Eck was das Wort im burischem wohl bedeutet. Aber gehen wir noch mal zwei Schritte zurück – wie sind wir hier hingekommen. Los ging es gestern gegen Mittag mit der Bahn. Am Vortag hatte ich noch mit unserer Tochter darüber diskutiert, warum wir relativ früh losfahren. So richtig trauen tue ich der Bahn ja nicht. Und dann kam es genauso, der Zug zuvor war bei uns an der Haltestelle noch pünktlich, aber unserer kam dann glatt 15 Minuten verspätet. In München waren es schon 18 Minuten Verspätung und wir hatten nur 30 Minuten zum Umstieg. Mit dem ganzen Gepäck mussten wir quer durch das Bahnhofsgebäude. Das war durchaus sportlich, hat aber geklappt, weil unsere Sitzplätze sich auch gleich im 2. Waggon befanden. Der ICE war schließlich total pünktlich und kam auch auf die Minute so am Frankfurter Flughafen an. Das war entspannt. Dann haben wir von Eurowings den Baggage Drop Of gesucht. Laut Bordkarte (am Vorabend online besorgt) sollte der hier irgendwo sein. Gefunden haben wir einen bei der Lufthansa. Dort haben sie unser Gepäck aber nicht angenommen. Der Flug hatte zwar eine Lufthansa-Flugnummer soweit sind die Systeme wohl nicht. Hallo Lufthansa, da habt ihr noch etwas Arbeit vor euch! Bei Eurowings eine riesige Schlange, weil nur zwei Check in Schalter auf waren und gleichzeitig dort der Vorabend Check in lief. Stückchen abseits erklärte eine der Servicekräfte einem anderen Pärchen etwas, den habe ich dann auch nach dem DropOff gefragt. Kurzerhand nahm er uns mit an einen Schalter und schwupdiwupp war unser Gepäck eingecheckt. Der DropOff war wohl out of order … aber egal, sehr gutes Service-Verständnis von dem Mann! Der Flug war zwar etwas verspätet abgeflogen aber ansonsten in time.
Kurz vor touch down in WDHKonventioneller Ausstieg
Der Flughafen Windhoek ist kleiner als ich gedacht hatte und liegt mitten im nirgendwo. Dort haben wir erstmals Ruth, unsere Reiseleiterin kennen gelernt. Auch die anderen zehn Mitglieder der Reisegruppe trafen wir dort erstmals. Eine nette übersichtliche Gruppe. Anschließend ging es zu einem Supermarkt für die erste Versorgung und schließlich zu Joe‘s Bierhaus, eine Institution in Windhoek. Hier hatte ich Gelegenheit erstmals namibisches Wild zu essen. Ein Trio aus Kudu, Springbok und Zebra. Super lecker.
Wasserlose SpülungJoes BeerhouseNamib Trio
Hinterher sind wir zu unserer ersten Lodge gefahren. Ein Traum, was die Leute in die Ödnis gezaubert haben. Bei einem Spaziergang haben wir von Ruth viel über das Land und seine vielfältige Bevölkerung erfahren. Bei dieser Gelegenheit haben wir uns auch gegenseitig vorgestellt und schließlich einen fantastischen Sonnenuntergang bewundert. Morgen wird es dann Richtung Botsuana weitergehen, in das erste Zeltlager. Kann also sein, das ich mich erst in einigen Tagen wieder melden kann. Bis dann.
Sunset an der Moonraker LodgeStuhlkreis 😉 am LagerfeuerBlick ins Land an der Moonraker Lodge
ins Unermessliche! Heute hat der Oktober begonnen und am 3. geht es endlich los. Nach einer Woche Regenwetter freuen wir uns auf ein warmes und trockeneres Klima. 2020 hatten wir schon einmal einen Anlauf für diese Reise unternommen. Aus bekannten Gründen ist das alles gecancelt worden. Nun folgt unser zweiter Anlauf und wir sind sehr gespannt, was uns erwarten wird. Von Freunden, die einen Teil dieser Gebiete schon besucht haben, erfuhren wir sehr viel nützliches und interessantes im Vorfeld. Momentan beschäftigt uns noch, was wir alles mitnehmen können, da wir ja mehr als die Hälfte unserer Übernachtungen im ganz normalen Zelt (Campingcharakter) haben werden. Ob wir dort mit normalen Koffern reisen können? Ich habe mir jetzt kurzfristig noch eine etwas größere Reisetasche besorgt. Dazu kommt noch ein mittelgroßer Rucksack von meinem Mountainbike-TransAlps. Alles wertvolle und was ich im Flieger brauche, ist dann da drin und nicht in dieser einfach zu öffnenden Reisetasche. Traudl wird mit einem mittleren Koffer auf Reisen gehen. Ich denke mal, das bringen wir dann auch in einem Zelt unter.
eigentlich bin ich total groggy, andererseits möchte ich diesen Bericht auch gerne zuende bringen. Ich kenne mich – wenn nicht jetzt, dann kommt wahrscheinlich schon die nächste Reise.
Geschafft bin ich, weil wir vorgestern um halb fünf endlich daheim waren. Dann habe ich angefangen zu lernen. Ja, richtig gelesen. Heute morgen um 08:00 Uhr musste ich am Starnberger See sein. Praxisprüfung zum Sportbootführerschein See, danach Theorieprüfung für den Binnenschein. „Wie kann man denn so einen Bödsinn planen“ höre ich schon. Die genannte Praxisprüfung war am letzten Oktoberwochenende, also kurz vir der Kubareise, ein Opfer des Orkans geworden, nur die Theorie hatte ich geschrieben. Wenn ich nun eh nochmal eine Stunde nach Feldafing zum Ersatztermin für die Praxis fahren musste, hatte ich mich vor der Kubatour noch zur Theorieprüfung für den Binnenteil angemeldet. Blöderweise hatte ich es aber nicht mehr geschafft die Lernsoftware vor dem Abflug um die Binnentheorie zu ergänzen. Wäre doch ein passender Lesestoff für den Strand gewesen. Hatte ich gedacht – aber nicht mit den Tücken den kubanischen Internets gerechnet. Wer also planen sollte im kubanischen Netz einen Kauf per Internet zu tätigen – vergesst es! Fehlercode 1009 war mein ständiger Begleiter. Also blieb nichts anderes übrig, als eine Druckbetankung des 181 Fragen umfassenden Fragenkatalogs, des Repetierens der Knoten und der zu fahrenden Manöver in den verbleibenden 36 Stunden inkl. Wx schlafen etc. zu versuchen. Am Ankunftsabend ging nach dem Auspacken und Bilder sichern nicht mehr viel. Gestern verschlafen, sprich um 10:00 Uhr aufgewacht. Erschrocken aus dem Bett gesprungen, gefrühstückt und dann in Klausur gegangen. Um 22:00 Uhr habe ich die Segel gestrichen und bin in die Heia. Geschlafen habe ich kaum. Mir schwirrten Vorfahrtsregeln, Tonnen, Schall- und Sichtzeichen und was weiß ich noch durch den überreizten Kopf. Um 06:15 wieder hoch, Katzenwäsche (war müffelsicher warm eingepackt 🙄, hatte draussen -6 Grad, Prüfung in Kuba wäre eindeutig angenehmer gewesen) gefrühstückt und losgefahren. Das Boot war komplett vereist, wir haben trotz warmer Verpackung schnell gefroren. Egal – bestanden! Dann weiter zum Hotel zur Theorieprüfung, noch in den 09:00 Uhr Termin reingerutscht und wieder heimgefahren. Ergebnisse stehen heute Abend im Internet. Habe aber ein gutes Gefühl.
Zurück zu Kuba. Unser Rückflug verlief relativ glatt. Nur die kubanische Orga am Flughafen Holguin machte uns einen kleinen Strich durch die Hoffnung früher nach Hause zu kommen. Nach Beendigung des boardings stellt man nämlich plötzlich fest, dass jemand in der Maschine war, der nicht mitfliegen durfte. Wie der oder die durch die vier verschiedenen Kontrollen kam, ist mir ein Rätsel. Genauso wie die Denke der Security. Sie haben mir ein kleines Taschenmesser abgenommen. Ok, das hatte ich völlig in meiner Fototasche vergessen. Aber in meinem Rucksack hatte ich eine 1,5 Liter Wasserflasche. Die hatte ich jetzt einfach mal eingesteckt, weil wir sie noch hatten und noch jede Menge Zeit war bis zum Abflug. Flüssigkeiten hatte ich noch nie durch die Security bekommen. Wahrscheinlich hatte ich bisher einfach zu kleine Gefäße dabei. Die dicke Flasche ging nämlich anstandslos durch. Ich weiß noch, wie sie mir in Hamburg mal eine fast ausgequetschte (!) Zahnpastatube abgenommen hatten, weil nicht der tatsächliche Inhalt maßgeblich ist, sondern der maximal mögliche und das waren doch tatsächlich 150 Milliliter. Jetzt marschiere ich hier mit anderthalb echten Litern, also mit dem Hundertfachen durch – auch nicht schlecht. Na ja, der Gesuchte wurde wohl gefunden. Gesehen haben wir ihn nicht, weil hinten auch noch eine Gangway stand. Über die sind die wohl raus. Viel zeitraubender war aber das Entladen bereits verladene Gepäck. Der Käptn meinte schon lakonisch 15 Minuten sind ein realistischer Zeitansatz. So sind wir mit 20 Minuten Verspätung raus, statt 10 Minuten früher. Der Hammer wartete aber noch in Jamaika auf uns. Unser Direktflug nach München war ja leider gestrichen worden. So mussten wir den Hüpfer zur Nachbarinsel machen. Dort mussten alle Paxe mit allem Handgepäck raus aus der Maschine, und uund – nach schier endloser Wanderung durch gottverlassene Teile des Terminals zu einer neuerlichen Security, damit wir auf die andere Seite der Glasscheibe des Gates zurück durften, das wir gerade verlassen hatten! An der Security waren nur tiefschwarze Weiber, die wohl Dienstschluss hatten. Jedenfalls schoben und schubsten sie uns alle auf rüde Art am Band entlang, um das procedere zu beschleunigen. Trotzdem mussten wir alle die Schuhe ausziehen und alle möglichen Teile separat in Plastikschalen legen. Als sie merkten, dass ihnen so die Schalen ausgehen, schmissen sie einfach selbst die Dinge wieder zusammen. Es kam fast zu Handgreiflichkeiten als bei allem Geschubse und Übergriffen ernsthafte Verärgerung und Geschimpfe bei uns hochkam. So einen Umgang mit Passagieren habe ich noch nirgends erlebt.
Als wir aus Holguin und die von Jamaika Abreisenden wieder in der nun gesäuberten Maschine waren, verlief alles weitere glatt. Diesmal hatten wir unterwegs teils über 1000 km/h ground speed, aber ganz pünktlich kamen wir trotzdem nicht mehr an.
Und unser Fazit?
Kuba hat uns gut gefallen. Vorrangig sind wir mit den sehr netten und hilfsbereiten Menschen gut klargekommen. Lediglich an den Top-Sehenswürdigkeiten zeigen sich leider auch hier längst die üblichen negativen Erscheinungen vom kleinen „Übers Ohr hauen“ bis zu echten Betrügereien. So haben wir von unserer Agentur vor der Mietwagenübernahme einen längeren Vortrag und umfangreiche Dokumentationen zu den offenbar immer stärker um sich greifenden Unregelmäßigkeiten bei Übernahme und Rückgabe des Mietwagens erhalten. Das ist ein stark wachsendes Segment des Kubatourismus und verleitet wohl besonders zu „Nebenverdiensten“. Aber das Thema ist so umfangreich, dass es einen eigenen Beitrag bräuchte. Ich bin mal gespannt, wie die kubanische Gesellschaft den immer größer werdenden Spagat zwischen denen, die über den Tourismus an harte Währung kommen und dem Rest schafft. Der Staat lässt es ja merkwürdigerweise zu, dass es in speziellen Läden „Westartikel“ wie bspw. Hygienemarkenartikel zu für die Masse astronomischen Preisen gibt. Eine normal große Flasche Shampoo kostet in diesen Läden z. B. 4 CUC. Für den kubanischen Durchschnittsverdiener sind das fast 15% des Monatsverdienstes! Ich glaube, hier läuft etwas gründlich schief, wie die in den Zentren in erklecklicher Anzahl rumlaufenden kubanischen Yuppies zeigen. Die Infrastruktur ist bis auf ganz wenige Ausnahmen in erschreckendem Zustand. Und auch wenn in manchen Reiseberichten von den Altstädten mit ihrem morbiden Charme gesprochen wird, für mich haben die häufig, wenn man ein paar Schritte aus den ganz zentralen Bereichen rausgeht, schlicht Slumcharakter. Es stinkt, die Strassen sind voller Unrat und sind durchsetzt mit tiefen Löchern, sodass man nachts äußerst vorsichtig gehen muss. Auch hier haben wir auf dem Land oft viel bessere Lebensverhältnisse der Menschen gesehen. Einfache Hütten zwar, aber mit gepflegten kleinen Gärten, manches Mal direkt idyllisch anzuschaun. Würde man die über die Zwangswährung für Touristen einfach separierbaren Geldströme konsequent in die Erneuerung der Infrastruktur stecken, könnte damit ein ganzes Konjunkturprogramm durchgezogen werden. Freie Arbeitskräfte dafür gäbe es in Massen. So erzählte uns ein Kubaner sehr offen über ein Grundproblem in Kuba. Zwar hat es der Staat geschafft die Kubaner flächendeckend schulisch zu versorgen und so eine Schreib- und Lesequote von 97% zu erreichen. Das ist phantastisch! So ist es kein Problem bei entsprechender Eignung bis zu einem akademischen Abschluss zu gelangen. Aber das Problem liegt danach. Was tun nach dem Abschluss? Richtig frustriert erzählte man uns, dass man zwar seinen Doktor machen kann, dann aber froh sein muss, einen Job als Busfahrer zu bekommen. Auch wenn häufig zu lesen ist, dass man Kuba ganz schnell noch besuchen muss, um in seinem „alten Charme“ zu erleben, so glaube ich, dass es erstens noch sehr lange dauern wird, bis sich spürbar etwas ändert und zweitens, dass es dem Land sehr, sehr gut täte, wenn sich da etwas verbessert wird. Den Menschen hier wäre es sehr zu gönnen!
Neben den Menschen mit ihrem entspannten Lebensstil hat uns die Landschaft fasziniert. Selbst viele der für Viehwirtschaft genutzten Flächen sind aufgrund ihrer Größe und abwechslungsreichen Bewuchs wunderschön anzuschaun. Die naturbelassenen tropischen Urwälder sowieso. Monotoner Zuckerrohranbau hielt sich Gott sei Dank in Grenzen. Ebenso Umweltsünden, wie der beschriebene Tagebau bei Moa oder die abgasverseuchte Luft in den Stadtzentren. Was ganz besonderes sind die wunderbaren Strände. Von total naturbelassen bis hin zu adriatischer Perfektion ist alles geboten.
Auch als ich um drei Uhr morgens durch irgendwas geweckt wurde, regnete es noch. Na, ob das später was wird mit der Fahrt über diese abenteuerliche Route? Ich sah mich schon den riesigen Umweg retour über den Farolapass und Guantanamo kurven. Etwas unruhig schlief ich wieder ein und wachte kurz nach sechs wieder auf weil ich … nichts hörte. Es gurgelte nicht einmal mehr ablaufendes Wasser irgendwo rum. Als wir um halb acht frühstückten, sah ich, dass auch mal ein Bus in unsere Richtung fuhr. Na, dann scheint die Brücke ja nicht überflutet zu sein. Wir brachen also wie geplant um halb acht Richtung Moa auf. Als wir an der Behelfsbrücke ankamen, stand das Wasser unwesentlich höher als gestern. Ohne Probleme kamen wir an das andere Ufer. Alle anderen Brücken sollten ja noch stehen. Wenngleich die 15-20 cm breiten Spalte zwischen Brückenkörper und Auflager am Ufer einiger Brücken, nur noch verbunden durch einige Stränge vor sich hinrostenden Armierungseisens, Zweifel an deren Stabilität aufkommen lassen können. In höchster Konzentration suche ich den Weg auf der Strecke, die einmal eine Straße gewesen ist. Echte Überraschungen zur Straßenqualität gibt es nicht mehr. Nur die Schlammschlacht nahe Moa hatten wir nicht erwartet. Die Gegend gleicht einer Mondlandschaft. Dort treibt eine Kupfermine ihr Unwesen. Es riecht übel nach Schwefel, aus großen Kaminen dringt dicker Qual und zieht träge Richtung Meer davon. Der nächste Regen wird ihn direkt hineinwaschen. Kurz danach erreichen wir Moa. Für diese ersten 70 von mehr als 300 Km haben wir zweieinhalb Stunden gebraucht. Mit drei hatte ich gerechnet. Wir lagen gut in der Zeit, weil wir uns vorgenommen hatten gegen 1600 Uhr anzukommen, da wir den Hinweis bekamen, dass die Vermietstation des Autovermieters im Hotel um 16.30 Uhr schließt, spätestens. Schon etwas früher Niemanden mehr anzutreffen sei nicht unüblich, hatte es bei unserer Einweisung in Havanna geheissen. Also besser um 1600 da sein. In Moa wollten wir Fahrerwechsel machen. An einer größeren Tanke stand gerade einer der Reisebusse mit einer Touristengruppe. Die wissen in der Regel wo sie Halt machen können. Also bin ich kurzentschlossen auch abgebogen. Als ich auf den Bus zusteuere, um mich daneben zu stellen, sehe ich links von mir aus dem Augenwinkel eine Frau aus der Gruppe sich die Beine vertreten. Hä, die kenne ich doch. Ist das nicht jemand aus meinem Team? Ich parke und steige aus, sage meiner Frau noch was ich glaube und gehe hinterher. Und tatsächlich, da sitzt Sabine auf einem Mäuerchen und sieht etwas geschafft aus. Das Hallo ist groß und sie erzählt mit Wikinger Reisen unterwegs zu sein, die hier eine kombinierte Rad-Busrundreise veranstalten. Sie ist bei einer dieser Radtouren angefahren worden und hat sich an den Knien verletzt. Gott sei Dank sind die Knochen aber heil geblieben. Nach kurzem Gespräch drängt ihr Reiseleiter zum Aufbruch. Sie fahren heute auch noch in unsere Zielregion, allerdings ist der Rückflug bereits morgen. Da bleibt nicht viel Zeit für ein Bad im Meer. Wir bleiben noch auf dos cafe und ziehen dann auch weiter.
Ein Stückchen nach Moa wird die Straße deutlich besser. Hoffentlich bleibt das so. Nur zwei Ortsdurchfahrten sind noch etwas komplizierter, da die Straßen übel ramponiert sind und unsere Karten hier wieder überhaupt nicht stimmen. Wir folgen einem Lkw, von dem wir vermuten, daß er den Ort durchquert. Der tut uns auch den Gefallen und danach geht es fast problemlos bis kurz vor das Mausloch. Das Problem zeigt in Gestalt eines imposanten Polizisten, der an einem dieser zahllosen Kontrollpunkte stand. Er war alleine, wir auch und so meinte er uns herauswinken zu müssen. Wortlos wanderte er gemessenen Schrittes von meiner Seite, auf der ich schon das Beifahrerfenster geöffnet hatte, um das Auto herum auf die Fahrerseite. Traudl fuhr das Fenster ebenfalls herunter und grüßte freundlich. Über das Verhalten gegen über den Polizisten, ihrer Allmacht, den nicht vorhandenen Rechtsstaat und anderer Dinge mit höchst unerfreulichen Folgen, hatten wir ebenfalls intensive Belehrungen und reichlich Aufklärungsmaterial erhalten. Diese Risiken sollten uns doch jetzt nicht eine Viertelstunde vor Ende unserer Selbstfahrertour einholen? Es sah fast danach aus. Ohne den Gruß zu erwidern, sagte er kaum hörbar „Documentos“. „Passaporte“ fragte ich nach, „Si“ kam knapp und ohne Blickkontakt zurück. Wir händigten beide Papiere aus, er wanderte wieder langsam auf die Beifahrerseite zurück, sah kurz hinein und begann dann auf spanisch ein paar Worte mehr zu sagen. Wir verstanden nur Bahnhof, ich antwortete ihm mit einem entschuldigendem „no hablar espanol“, was seine Miene verdüsterte. Er begann eindringlich auf mich einzureden, aber ich konnte nur mit den Schultern zucken. Man merkte, dass er ungeduldig wurde und seine Stimme hob sich. Er ging nun deutlich schneller zum Fahrbahnmittelstreifen und zeigte auf die beiden durchgezogenen Striche. Ist schon klar Officer dachte ich mir, jetzt willst du uns weiß machen, dass wir die überfahren haben. Haben wir aber nicht. Auf den Disput wollte ich mich wohlweislich aber nicht einlassen. Also stellte ich mich weiter dumm und gab vor ihn nicht zu verstehen. Man muss nämlich wissen, dass Polizisten eine Multa (Bußgeld) nicht kassieren dürfen. Sie sind verpflichtet die in den Mietvertrag des Autos mit Begründung einzutragen. Wir wurden dringend davor gewarnt so was cash zu bezahlen. Den Schreibaufwand scheuen aber manche der Herren und wollen Bares sehen. Andere und dazu gehörte wohl unser Exemplar, erfinden eine Vergehen und bereichern sich damit. Da er an seiner Station alleine Dienst tat, hatte er auch keine lästigen Zeugen bzw. Kollegen mit denen zu teilen wäre. Schließlich wurde ihm mein doofstellen wohl auch zu doof und er reichte die Pässe wieder ins Auto und machte eine knappe Handbewegung, wie beim Wegscheuchen einer lästigen Fliege. Puh, das war knapp – Glück gehabt.
Im nächsten Ort hatten wir nach kurzem Fragen dann auch noch die letzte, sehr versteckt liegende Tankstelle vor unserem Ziel gefunden und den Tank gefüllt. Kurz vor 4 Uhr am Nachmittag stellen wir das Auto an unserer letzten Station ab. Es wird noch ein bisschen Hin und Her, warum sollte das jetzt auch auf Anhieb klappen, weil es eigentlich zwei verbundene Hotelanlagen sind. Das steckt offenbar hinter dem Namen Sol Mares y Luna. Wir sind zufällig bei Luna vorgefahren, da existiert aber keine Rezeption mehr. Also wieder ins Auto und rüber zu Mares. Dort erfahren wir, ja, hier sind wir richtig. Aber, der Mietwagenschalter ist drüben bei Luna. Wenn es zeitlich nicht schon knapp wäre mit der Autorückgabe, würde mich das ja gar nicht mehr bewegen, aber wir hatten auch zu den „Gepflogenheiten“ der Mietwagenfirmen üble Beispiele geschildert bekommen. Eine davon passt super in unser Szenario. Mietwagenstation schließt früher, Kunde kann Auto erst am nächsten Tag abgeben, Mietwagenfirma stellt zusätzlichen Miettag in Rechnung zuzüglich Strafgebühr von bis zu 200€. Ich lade also ruckzuck das Gepäck aus, lasse Traudl mit dem Dienstmann zurück, fahre wieder rüber zu Luna, suche den Schalter, den ich in Form eines Stuhles mit kleinem Tisch und angenageltem Firmenschild finde. Jedoch keinen Vertreter der Firma. Fragen hilft nicht, keiner weiß was. Ich lasse das Auto stehen, latsche zu Fuß rüber zu Mares und checke erstmal mit Traudl ein. Als wir unser Zimmer beziehen, stellt sich erstmal ein WOW-Gefühl ein. Was für einAusblick! Ich versuche noch bis 1800 Uhr immer wieder jemanden bei der Mietwagenfirma anzutreffen – dann gebe ich auf.
Jetzt erfreuen wir uns erst einmal an dem super Buffet hier.
Am nächsten Morgen leider das gleiche Bild – niemand da, keiner weiß was. Nach dem Frühstück treffen wir einen Vertreter von Senses of Kuba über die wir Auto, die Übernachtungen in Havanna und hier gebucht hatten. Ihm schildere ich das Problem. Er nickt kurz, zückt sein Handy redet kurz mit jemandem und verkündet dann, dass in 10 Kubaminuten jemand da sein würde. Der ist halt gerade beim „Autowaschen“. Nach erstaunlich kurzen 10 Kubaminuten ist der Herr tatsächlich da. Die Autorückgabe ist sehr schnell erledigt und wir haben eine Kopie des Mietvertrages mit der Bestätigung, dass es keine Restforderungen gibt. Jetzt fällt meine Restspannung ab, das Thema hatte mir noch im Magen gelegen.
Die Tour war anstrengend und die verbleibenden Tage werden wir hier abhängen, baden, gut essen, Drinks genießen und von unseren Erlebnissen träumen.
In der Nacht hat es fleissig weiter geregnet und gewittert. Auch am Morgen ist alles patschnass, aber am bedeckten Himmel zeigen sich schon deutliche blaue Löcher. Auch hier gibt es wieder ein exzellentes Frühstück und wir beraten, ob wir es trotz des langen Regens in den Nationalpark wagen sollen. Da wir aber gestern beim Durchfahren von Baracoa schon gesehen haben, dass der Ort nicht anders ist als alles was wir bisher auf Kuba gesehen haben, beschließen wir recht schnell es zu wagen. Nach Rücksprache mit der Dame des Hauses und einem kurzen Telefonat von ihr haben wir einen Zielort – die Bahia de Taco. Schon nach einer viertel Stunde kommen wir an eine Stelle, die in reinem Matsch weiterführt. Links daneben stehen große T-förmige Betonträger. Da war bestimmt mal eine Fahrbahn drauf. Unsere Matschstrecke führt in einer Rechtskurve weiter und entzieht sich dem prüfenden Blick. Traudl sagt spontan, da ist Schluss, weiter fahren wir nicht. Ich zögere noch, als ein Taxi von hinten kommt, uns überholt und ums Eck verschwindet. Das muss doch gehen, sage ich und fahre weiter. Und tatsächlich, hier mündet ein Fluss und die Träger gehörten zu einer Brücke. Vermutlich ist das die vom Hurrikan in 2016 zerstörte Brücke an der nun eine Behelfsbrücke den Dienst versieht. Davon hatten wir bei der Einweisung zur Fahrzeugübernahme schon gehört und mussten dazu eine Belehrung unterschreiben. Die Behelfsbrücke soll nur Zeitweise befahrbar sein. Vermutlich ist das vom Wasserstand des Flusses abhängig, denke ich mir als ich den betrachte. Die Behelfsbrücke scheint aus den herabgerissenen Fahrbahnteilen zu bestehen, die man auf große Geröllbrocken gebettet hat. Aber selbst große Busse, die die Strecke nach Moa bedienen, fahren hier. Also tragfähig scheint sie zu sein. Danach wird die Fahrbahn wirklich hammerschlecht, Teer ist praktisch nicht mehr vorhanden. Allenthalben ist mit den üblichen Schlaglöchern zu rechnen, dazu Übergänge von Brücken zur Fahrbahn, die mit kleinen Baumstämmen zugestopft wurden, damit drübergefahren werden kann. Durchschnittstempo 15-20 Km/h. Aber die Straße kann man schon fahren, vorsichtig und langsam zwar, aber es geht. Erst als wir ankommen und unser gesuchtes Ziel wieder mehr zufällig finden als das es klar erkenntlich wäre, wird uns klar, dass dies ja schon der halbe Weg nach Moa ist. Den wir ja auf gar keinen Fall nehmen sollen. Wir beschliessen spontan, morgen statt des großen Umwegs über Guantanamo diese Straße wieder zu befahren.
Wir sind gerade angekommen, da hält noch ein Jeep und unsere Mitbewohner steigen aus. Die waren mindestens eine halbe Stunde vor uns aufgebrochen und wir hatten geglaubt, sie wollten heute an den Strand. Sie haben eine Führung über die staatliche Agentur Cubatur gebucht, inkl. Transport. Wir können uns anschließen. Bezahlt wir nach der Tour. Zunächst erfahren wir aber, dass die normale Runde aufgrund der Regenfälle von gestern und heute Nacht nicht möglich ist, da die dabei nötige Flussquerung (zu Fuß!) nicht möglich ist. Traudl atmet erleichtert auf 😉 Ersatzweise wird uns eine Tour per Boot über die Manatibucht (in dieser ruhig gelegenen Bucht leben noch Seekühe) mit Tour auf der vorgelagerten Cayo angeboten. Das nehmen wir gerne an und nachdem der Ruderer (Verbrennungsmotoren sind hier verboten) eingetroffen ist, geht es los. Schon auf der Herfahrt waren wir begeistert von der Landschaft. Aber die Tour war nun das Tüpfelchen auf dem i. Die einzige Einschränkung war die Wasserqualität der Bucht. Normalerweise sei das Wasser hier kristallklar, so dass man oftmals die Seekühe am Grund der Bucht grasen sehen könne. Heute war das Wasser rotbraun von all dem Schlamm, den der angestiegene Fluss, der hier mündet, eingeschwemmt hat. Wir fahren in die Mangroven hinein, von denen es hier vier verschiedene Arten gibt, lernen wie sie sich vermehren, indem sie einen lanzettförmigen Fruchtkörper bilden, der abfällt und sich günstigstenfalls bereits an Ort und Stelle in den Schlamm bohrt und dort wurzelt. Wir sehen viel Getier, erleben was es heisst, wenn Kokosnüsse herunterfallen, lernen auf Blättern zu schreiben und finden tolle Meeresschneckengehäuse. Manche so groß wie ein 2 Kg-Pfisterbrot, aber damit leider viel zu schwer zum Mitnehmen. Und das mitnehmen sei überhaupt kein Problem, sagt unser Guide. Er hilft mir sogar beim Suchen. Andererseits sehen wir hier auch unmittelbar ein anders Problem der Weltmeere. Der Abschnitthier ist völlig naturbelassen und so ist neben diesem natürlichen Treibgut auch eine Unmenge an Plastikunrat angespült worden und macht deutlich, das die Welt nicht nur mit der Zusammensetzung der Atmosphäre ein großes Problem hat.
Als wir von der Insel wieder ablegen, warte ich am Ufer bis alle eingestiegen sind. Direkt im flachen Wasser des Ufers, war mir ein seltsames Muster aufgefallen, als ich näher hinsehe, traue ich meinen Augen nicht, da liegt eine Muräne zwischen den Steinen, genau da, wo gerade die drei ins Boot gestiegen sind! Das Tier hat eine tolle netzartige Zeichnung auf schwarzem Grund. Ich tippe unserem Guide auf die Schulter und zeige mit dem Finger in die Richtung des schlangenartigen Fisches. Moray bestätigt er sofort und winkt die anderen ganz aufgeregt heran. Mit einem Stöckchen, holt er sie aus ihrem Versteck und sie sucht sich ein neues. Dabei ist erst zu sehen, dass das Tierchen ungefähr auf einen Meter Länge kommt, nicht schlecht. Ein toller Abschluss des Ausfluges. Bereits beim Einsteigen in das Boot hatte es begonnen zu regnen. Wir wurden bei der Rückfahrt tüchtig nass, weil es aber nicht kalt war, war das gar nicht so schlimm. Als ich unseren Guide nach der Ankunft dann nach der Bezahlung fragte (da war eigentlich ein kleines Büro vor Ort, das anfangs auch die Voucher kontrollierte) meinte er nur, dass könne ich auch direkt bei ihm erledigen. Er verlangte je fünf CUC. Da die beiden anderen je 25 gezahlt hatten (zwar mit Transport) habe ich ihm noch fünf CUC draufgegeben, der Junge hatte schließlich gerudert wie ein Weltmeister! Er hat gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd. Der Tag hatte sich für ihn gelohnt. Die Rückfahrt war genauso ok wie die Fahrt zuvor. Nur hatten sich durch die Regenfälle deutliche Bäche neben und quer über die Fahrbahn gebildet. Aber nichts dabei, was wirklich behinderte. Wir sind dann noch bei Tageslicht durch Baracoa an das andere Ortsende, weil wir dort in der Nacht zuvor eine Tanke gesehen hatten. Mit vollen Tank sind wir dann wieder zur Casa. Die Fahrt durch den verschlammten Ort bestätigt uns nur darin unsere schönen Eindrücke nicht trüben zu lassen. Duschen, was trockenes anziehen und noch das restliche Sonnenlicht genießen, bevor dies hinter den Bergen verschwindet. Für das Abendessen haben wir uns ein Shrimpsgericht gewünscht, dass wir gestern bei Lisa und Christoph gesehen hatten. War wieder ausgesprochen lecker! So haben wir diesmal bis neun Uhr draussen gesessen und den Tag review passieren lassen, als es mal wieder heftig zu regen begann. Irgendwann nach elf sind mir die Augen zugefallen während es immer noch regnete.
In einigen Ecken soweit im Osten Kubas hätte man auch Jurassic Park drehen können. Da waren wir aber noch lange nicht. Zunächst sind wir nämlich an der Hafenpromenade vorbei und auf der Carreterra Turistica teils hart am Ufer zur Festung El Morro gefahren. Die hat wirklich eine grandiose Lage, um die Einfahrt in die sich weit öffnende Bucht Santiagos zu beschützen. Bei dem Versuch haben sich wohl auch so manche Flottenchefs eine blutige Nase geholt. Da in der Festung befindliche Museum dokumentiert zumindest in teils akribischer Form die hier siegreich geschlagen Schlachten. Heute rosten die Kanonen friedlich vor sich hin. Die immer noch sehr zahlreich vorhandene Festungsmannschaft hat aber mehr damit zu tun die morschen Treppen und Geländer instand zu setzen und die Touristen zur Kasse zu bitten. 13 CUC zahlen wir für Eintritt und Fotoerlaubnis!
Danach machen wir uns auf den Weg nach Baracoa. Zunächst fahren wir mal dicht im Osten Santiagos Richtung Norden. Bereits gestern Nachmittag haben wir immer wieder Ausschau nach einer Tankstelle gehalten. Aber entweder waren sie gerade im Umbau oder sie hatten kein Superbenzin, worauf man uns eindringlich verpflichtet hatte. Die Straße wurde plötzlich autobahnähnlich aber es zeigte sich keine Tanke. So langsam wurde mir mulmig, die Anzeige hatte sich bereits einmal piepsend zu Worte gemeldet. Da fiel mir ein, dass wir von unserer Agentur einen einfachen Kuba-Straßenatlas bekommen hatten. Vielleicht waren da ja Tankstellen eingezeichnet. Das war der Fall. Die nächstgelegene sollte in einem Ort liegen, der höchstens 15 Kilometer weg war. Nach Here WeGo, sollte die Abfahrt ins nächste Dorf und dann die durch das Dorf führende Landstraße schnurstracks dort hinführen. Kaum waren wir in dem Dorf, begegneten wir wieder einer als Straße verkleideten Mondlandschaft. So einen Rover der dort fuhr, hätten wir jetzt gerne. Traudl kurvt in höchster Konzentration um Hügel wie Schlaglöcher, dazu noch die üblichen Verkehrshindernisse in Form von Fußgängern, Radfahrern, Reitern, Kutschen etc. pp.. Unsere Karte stimmt hinten und vorne nicht. Eine Straße endet im nirgendwo, eine Zufahrt auf die zuvor befahrene Autobahn existiert nicht, bzw. besteht aus einem Stück Feldweg, daß im 45 Gradwinkel auf die 10 Meter über uns liegende Straße führt. So kommen wir nie in den gesuchten Ort. Also nehmen wir exakt den gleichen Weg retour, bis dort ein Abzweiger in den gesuchten Ort kommt. Auf einer kleinen und wie üblichen schlechten Straße geht es weiter, alles in absoluter Spritspar-
Manier, knapp über sechzig, damit der höchste Gang eingelegt ist, Klimaanlage aus, konstant fahren. Die Straße zieht sich, geht jetzt auch nach bergab, bergauf. Endlich der gesuchte Ort. Die Spritwarnung kam gerade zum dritten Mal. Noch keine Tanke gesehen. Wir stehen an einer großen Kreuzung mit Rasthäuschen, da sitzen zwei Busfahrer und diskutieren über irgendwelchen Papieren. Ich frage freundlich und bekomme sofort von Zweien gleichzeitig in einem Schwall Spanisch die Richtung gewiesen. Ich verstehe nüscht, ahne die Richtung aber aus den übereinstimmenden Gesten. Knapp einen Kilometer soll es noch sein. Wir fahren los und landen in einem Örtchen wie zuvor. Aber mittendrin ist die Tanke, etwas sonderbar auf einem kleinen Hügel aber ok. Gar nicht ok ist, dass es kein Super gibt. Nur 83 statt 94 Oktan. Ist mir jetzt egal. Da kommen jetzt 10 Liter drauf und mit den 2 Litern, die vielleicht noch drin sind, haben wir schon 85 Oktan. Wird ja wohl reichen. Wir fahren weiter und nach den ersten Kilometern schnurrt der Motor immer noch brav vor sich hin. Jetzt wollen wir mal Pause machen. Das ist hier nicht so einfach, aber schließlich finden wir einen kleinen Paladar. Völlig baff sind wir als davor ein vorn und hinten vollgepacktes Reiserad steht. Wir haben wieder knapp 30 Grad und knapp 100% Luftfeuchte. Entsprechend verschwitzt ist der Typ, der offenbar zu dem Rad gehört. Nach kurzer Zeit schon sind wir im Gespräch mit Brian aus Kanada. Es ist zum elften Mal mit dem Rad in Kuba unterwegs! Dieses Mal 5 Wochen und drei hat er schon hinter sich. Immer war er mit dem Rad hier. Auch er bestätigt, dass der Tourismus fulminat gewachsen ist. Anfangs gab es noch kaum Unterkünfte, vor allem auf dem Land. Nun ist ganz Kuba von Casas Particulares überzogen. Die Veränderungen in den touristischen Hotspots sind ihm auch schon aufgefallen, aber die interessieren ihn nicht mehr. Die kennt er längst, meidet sie und radelt durch das Hinterland. Als ihn nach Temperatur und Feuchte frage und wie er das verträgt, er sieht nämlich nicht mehr ganz jung aus, antwortet er: No problem, i go slow. I’m retired and have the time. Als ich antworte, das ist gut, aber ich habe noch ein Jahr bis es soweit ist, meint er: That’s great, it’s like being a teenager again, but with more money! Wir lachen herzlich, verabschieden uns und gehen beide unserer Wege.
Uns fällt auf, wie gut die kleine Landstraße in Schuß ist. Das ist mal eine angenehme Überraschung. Wenn wir dem Braten auch noch nicht so ganz trauen. Dann führt die Wegweisung nach Guantanamo plötzlich ganz woanders hin als meine Karte es zeigt. Nach den bisherigen Erfahrungen folgen wir mal lieber der Wegweisung, wenn es schon mal eine gibt. Nun wird die Straße immer breiter und schließlich sogar 4-spurig. Ja, was ist denn nun los? Schnell haben wir Guantanamo erreicht und durchfahren.Ein Stückchen dahinter fällt uns ein Schild auf zu einem Mirador. Da es eh Zeit ist für ein Päuschen, biegen wir ab und fahren eine steile Straße hinauf. WOW, was für ein Blick auf der einen Seite über das Tiefland von Guantanamo und auf der anderen Seite in die Berge. Wir sehen aber auch, dass die wunderschönen Quellwolken sich zu einem ausgewachsenen Gewitter hochgetürmt haben. In der Ferne donnert es schon und offensichtlich haut es richtig Wasser vom Himmel. Wir schaffen es gerade noch unsere Pause in Ruhe zu beenden, da fallen die ersten Tropfen. Das wächst sich nach kurzer Fahrt wieder zu einem ziemlichen Wolkenbruch aus. Nach einer halben Stunde ist alles vorbei und die Landschaft verändert sich rapide. Offenbar herrscht hier ein mediterranes, fast arides Klima. Lauter Kakteen und Agaven ziehen sich die kargen Felsen hinauf. Kühe sehen wir schon lange nicht mehr, dafür kreuzen Heerscharen von Ziegen unseren Weg. Die Landschaft, die später beim Beginn des Passaufstieges zum La Farola wieder tropischer wird, ist einfach grandios! Immer wieder bleiben wir stehen um ein Foto zu schießen. Hier habe ich das Gefühl jeden Moment könnte einer der Flugsaurier um die bewaldeten Kegel flattern. So verdaddeln wir uns etwas und als wir die Passhöhe erreichen, realisieren wir erst, dass gerade Sonnenuntergang war. Au weia und noch 30 Km Passstraße nach Baracoa. Als es richtig dunkel ist, sind wir noch nicht ganz in der Stadt. Jetzt aber wird die Fahrerei richtig heiß. Bis auf Autos ist hier alles (!) unbeleuchtet unterwegs. Zu allem Unglück ist die Straße hier plötzlich voll mit Leben. Bislang waren sie wie ausgestorben. Nun scheinen sich alle gleichzeitig auf diese Lebensader zu ergießen. Traudl dürfte heute Nacht Albträume haben, zumindest hat sie von der schlimmsten Fahrt ihres Lebens gesprochen. Nach etwas Sucherei in Baracoas Einbahnstraßensystem unterstützt durch die wieder mal nicht stimmende Karte, finden wir die Unterkunft schließlich. Nach einem herzlichen Empfang und einer erfrischenden Dusche relaxen wir etwas im Lehnstuhl, bevor wir uns von der Herbergsmutter verköstigen lassen. Was für ein Essen!! Mein Fisch in einer lecker gewürzten und mit Kokosnuss unterstrichenen Soße ist der Hammer. Das Fleisch ist wie von einem Thunfisch, fest aber saftig. Wir sind gerade am Ende des Festmahls angekommen, da fängt es an zu regnen. Und natürlich so, dass es sich lohnt. Rasch durchdringt der Regen die Orchideen auf der Pergola und setzt alles unter Wasser.
Während des Essens lernen wir die Bewohner des zweiten Zimmers kennen. Hammer – Christoph und Lisa kommen aus München. Christoph arbeitet im Krankenhaus Agatharied und pendelt jeden Tag mit der BOB hin und her. Er ist bereits zum sechsten Mal auf Kuba, sie zum dritten Mal. Deshalb kennen sie die großen Sehenswürdigkeiten bereits und verbringen deshalb sechs Tage am Stück hier. Morgen bspw. ist ein Strandtag eingeplant. Manchmal ist die Welt so klein!
Müde und aber zufrieden sinken wir in die Federn. Bisher hat kein Hahn gekräht oder Hund gebellt.
Au weia, war Traudl heute sauer. Die Erfahrungen von gestern haben sich heute fortgesetzt. Aber nichts Großartiges und auch nur einmal. Wir haben zunächst wieder fürstlich gefrühstückt (ich muss das unbedingt mal fotografieren) allerdings früher als sonst. Heute ist wolkenloser Himmel und ich befürchte wir können sonst nicht mehr auf dem Dach sitzen. Aber dafür war es selbst um halb acht schon zu spät. Deshalb haben wir unten im Lichthof Platz genommen, obwohl oben schon eingedeckt war. Aber wir haben das selbst schnell runtergeräumt. Dann sind wir quer rüber gegangen und haben unser Auto vom Hof geholt. Mit dem ging es Richtung El Cobre aus der Stadt. Dort steht die gleichnamige Basilica mit dem größten Nationalheiligtum Kubas. Es ist eine kaum 30 cm hohe Porzellanstatue, die die Heilige Jungfrau darstellen soll. Der Sage nach wurde die Figur auf einem Holzbrett stehend (!) in einer Bucht nahe bei Guadalavaca angeschwemmt. Schon Kilometer vor dem Dörfchen werden wir teilweise aggressiv bedrängt Blumengestecke zu kaufen. Am Straßenrand stehen kleine Verschläge, die als Verkausstand dienen. Das reicht aber nicht, die Verkäufer treten auf die Straße hinaus und wedeln wild mit ihren Gestecken. Einer brüllt derart laut, dass wir es im Auto auf der holprigen Straße und bei laufender Klimaanlage hören. Das verdichtet sich immer mehr, bis kurz vor die Basilica. Dort steht dann auch noch ein Mann mit einem Plastikausweis, der uns für 10 CUC zwei eingeschweisste Plastikmarken verkauft. Er macht sehr gewichtig deutlich, dass dies die Parkgebühr sei. Grummelnd zahle ich und wir fahren auf den Parkplatz hinter der Kirche. Dort will Traudl dem Parkwächter, der uns in den Parkplatz eingewiesen hat, die beiden Marken aushändigen. Sie erntet erstauntes augenbrauenhochziehen und einen Redeschwall, bis sie dem alten Herrn begreiflich macht, dass sie nichts versteht. Dann gibt er uns in einzelnen Brocken zu verstehen, dass das Parken hier nichts kostet, dass das ein Bandito war, der die Marken verkauft hat und wir uns mit den Marken an die Policia wenden sollen. Jetzt platzt Traudl der Kragen. Ich wiederhole lieber nicht wie sie sich über die Kubaner und ihr Verhalten zu Füßen dieses Heiligtums äußert. Aber lasst eurer Phantasie freien Lauf, ihr werdet nicht so falsch liegen.
Nachdem wir der Porzellanpuppe unsere gebührende Aufwartung gemacht haben, fahren wir sehr langsam die Straße wieder hinunter, wo der Bursche gestanden hatte. Leider ist von dem nichts mehr zu sehen. Ein paar Meter weiter steht am Straßenrand ein Polizist, dem wir mithilfe zweier dabeistehender (eher sich dazudrängender) Normalos, soweit man die abgerissenen Typen als solche bezeichnen kann, den Sachverhalt schildern. Der junge Kerl sieht sichtlich betroffen aus und weiß so gar nicht was er tun soll. Die beiden Anderen raten mit gewichtiger Miene, wir sollten uns doch genau umsehen, ob wir den gemeinen Kerl nicht irgendwo sähen, während das Polizistchen schüchtern nickt. Ich schaue zu Traudl rüber und meine, komm fahr zu, beenden wir das Schmierentheater. Entweder stecken die alle unter einer Decke, zumindest aber die beiden Abgewrackten. Und das Polizeibürschlein ist wenigstens hoffnungslos überfordert. Lohnt den Aufwand nicht wegen knapp 9 Euro.
So geht die Fahrt retour nach Santiago. Heute ist die Luft recht klar und die bewaldeten, steilen Hügel der Sierra Maestra sind wunderbar anzuschaun. Bevor wir ganz nach Santiago reinfahren, geht es nach rechts ab und wir suchen uns den Weg zur Küste. Die fahren wir dann gut 90 Km ab, beenden die Fahrt dann aber, weil sich das Küstenstraßen-Highlight nicht so richtig zeigen will. Die meiste Zeit führt die Straße getrennt durch dichte Büsche und Mangroven an der Küste entlang. Deshalb drehen wir um und und suchen nach einer Möglichkeit eine Pause zu machen und etwas zu trinken. Wir hatten zwei Hotelanlagen passiert und versuchen es bei der ersten. Dort ist gähnende Leere. Draußen hängen in der Hitze ca. 20 Bedienstete herum und als ich frage, ob man hier was trinken kann nur mildes Lächeln, dann als Antwort: Cerveza? Si! Als ich das ablehne und pantomimisch das autofahren andeute und nach Kola oder Lemonada frage, ernte ich nur ausdrucksloses Kopfschütteln. Oh Mann, wie sind die denn hier drauf? Eigentlich eine Anlage mit super Lage auf einem kleinen Hügel direkt an der Küste. Und dann dieser Totentanz, diese Lethargie. Wir fahren weiter und kommen zu einem „Luxuskomplex“, zumindest für kubanische Maßstäbe. Zum Haupteingang können wir nicht fahren, den blockiert ein großer Reisebus von Transtur. Also fahren wir zum Strand um die Anlage herum. Am Strand ist aber nur eine kleine Bretterbude. Die drei Tischchen sind mit eigenen Leuten belegt. Zwischen Strand und Hotelanlage ist das Restaurant. Komplett eingedeckt aber gähnend leer. Als wir fragen, ob wir uns hier hinsetzen können, um was zu trinken, heißt es in recht gutem Englisch: Nö, dazu müssen Sie erstmal zur Rezeption und eine Wertmarke für ein oder zwei Stunden kaufen. Die kosten pro Nase und Stunde oder auch zwei 10 Dollar. Wie bitte, ich will den Laden doch nicht kaufen, ich möchte nur eine Limonade trinken. Ja, das geht nicht, weil hier ist alles all inclusive. Kassen gibt es keine. Wir können dann aber auch alles nutzen in der Zeit. Wir haben keinen Bock auf „alles nutzen in der Zeit“ und fahren wieder unverrichteter Dinge weiter. Nach einigen Kilometer sehe ich an der Küste wieder so eine halb verfallene Strandanlage. Auf der Wiese werden Pferde geweidet und da wo mal schick betonierte Gebäude standen in denen vielleicht auch Gastronomie beheimatet war, liegen die Pferdehirten herum. Diese Marktlücke hat ein junger Unternehmer des angrenzenden Dörfchens entdeckt und einen winzigen Paladar errichtet. Ich sehe den gerade noch aus den Augenwinkeln, steige in die Bremsen und fahre die paar Meter rückwärts zurück. Sieht recht sauber aus, probieren wir es aus. So viel Initiative in diesem Land muß belohnt werden. Wir bekommen umgehend die gewünschten Getränke und genießen die Pause. Nun steuern wir noch unseren letzten Programmpunkt für heute an, den Cemetario Iphigenie. Wir beobachten die Wachablösung, die mit pathosgeladener lauter Musik abläuft. Das soll sich tatsächlich alle 30 Minuten wiederholen. Muss sicher auch so sein, denn die armen Kameraden stehen wirklich stocksteif da und verziehen keine Miene. Einer wird von seinem Chef, kaum das er dasteht, schon im Gesicht abgewischt und aufgemuntert.
Unser Frühstück ist Klassen besser als das gestrige Abendessen. Super Obst, gutes Weißbrot, sehr leckerer Kaffee mit Milch (beides sehr heiß) und ein feines Omelett. Sehr satt ziehen wir zu Fuß in die Stadtmitte. Heute ist es zunächst wieder dunkelgrau, aber die Wolken liegen hoch und sind gut strukturiert. Keine Regengefahr. Für die Stadterkundung sehr gut, obwohl es schon wieder gut warm und auch sehr feucht ist. Ich will es heute mal kurz machen. Die Erkundungen um die Plaza Cespedes lohnen sich sehr. Tolle Gebäude, pralles Leben und wenn man die Zeit hat wie wir und ein schattiges Plätzchen findet, eine super Gelegenheit die vielschichtige kubanische Gesellschaft dieser zweitgrößten Stadt in Kuba zu studieren. Dafür ist auch ein Gang durch die Fußgängerzone kurz unterhalb der Plaza Cespedes gut geeignet. Gegen Mittag haben wir die Dachterrasse des Grandhotels hier am Platz angesteuert. Inzwischen waren die Wolken deutlich dünner geworden und es war heftig stickig geworden. Hier oben geht ein angenehmer Wind und wir können etwas abkühlen. Außerdem hat man von hier einen super Blick auf den Platz und über die Stadt. Später lassen wir uns noch etwas treiben, bis wir es in der abgasgeschwängerten Luft nicht mehr aushalten. Wie in jeder Stadt bisher müssen die Feinstaub- und sonstigen Emissionswerte der Luft jedem Lungenarzt die Haare zu Berge stehen lassen.
Langsam latschen wir bergab bis zu unserer Unterkunft. Hier duschen wir uns erst einmal kurz ab, um dann die Beine hochzulegen. Anschließend wollen wir in die entgegengesetzte Richtung nämlich zum Cemetario Ifigenio. Hier haben etliche Größen Kubas ihre teils prächtige Ruhestätte gefunden. Während Traudl wieder mir das Schreiben überlässt und stattdessen den Tag träumend resümiert, merke ich gar nicht wie schnell so eine Stunde vorbei ist. Plötzlich ist es fünf! Um halb sechs ist Sonnenuntergang und da wollten wir schon wieder auf der Dachterrasse über der Plaza Cespedes sein. Also rasch angezogen, Taxi bestellt, Friedhof sausen lassen und zur Innenstadt gedüst. Oben angekommen, sind wir fünf Minuten zu spät dran. Aber versäumt haben wir dennoch nichts. Zuviele Wolken am westlichen Horizont. Die Sonne war nicht direkt zu sehen. Aber die rot verfärbten Wolken jetzt hinter der schon beleuchteten Kathedrale sind ein tolles Schauspiel. Wir läuten den Abend hier oben natürlich streng kubanisch mit Cocktails ein. Dann wird gegessen und weil es so schön ist mit weiteren Canchanchara abgeschlossen. Dieser Drink ist zu meinem klaren Favoriten avenziert.
Den Genießern unter euch sei das Rezept verraten: 15 ml Limonensaft, 15 ml Honig (bestimmt maßgeblich den Geschmack), 45 ml weißer Rum, 30 ml stilles Mineralwasser und Eis nach belieben. Bevor uns der Taxifahrer an der vereinbarten Stelle wieder abholt, versuchen wir auf der Plaza Cespedes nochmal ins Internet zu kommen. Dabei werden wir von so vielen zwielichtigen Typen bedrängt, dass es echt unangenehm wird. Einige geben erst auf, als als laut werde. Jetzt ist uns auch klar, warum wir jetzt so viele Polizisten sahen (ähnlich wie schon in Camagüey). Tagsüber war nicht kein einziger Uniformierter zu sehen gewesen. Die Idee das Taxi wieder hierhin zu bestellen und nicht zu Fuß den leichteren Weg bergab zu gehen, war vermutlich goldrichtig. Keine schöne Entwicklung für Kuba. Das soll es ja bisher nicht gegeben haben.
Nun sollte es in das Herz des kubanischen Ostens gehen. Leider nicht so, wie ich mir das vorgenommen hatte. Schon im Reiseführer wird zwar von einer wahren Traumroute entlang der Küste südlich der Sierra Maestra gesprochen, aber auch von den schwierigen Straßenverhältnissen, geschädigten Brücken und unterspülten Straßen. Auch Amarylli empfahl dringend das sein zu lassen und nur mit einem Geländewagen so herum zu fahren. So ging es nach einem abermals sehr üppigem Frühstück auf der Landstraße direkt nach Santiago. In Contramaestra nehmen wir dann einen kleine Nebenstraße, die noch etwas durch die hügeligen Ausläufer der Sierra führt als kleinen Ersatz für die heute ausgefallenen Route. Manchmal habe ich das Gefühl, je weiter wir nach Osten kommen um so mehr Fahrräder und Pferdefuhrwerken begegnen wir. Vor allem auf dem Land begegnen uns kaum noch Autos. Einige Omnibusse und als Omnibus umfunktionierte Lkw sind neben ganz wenigen Traktoren und Pkw die einzigen Motorfahrzeuge neben uns. Das ist auch gut so, weil es das manches Mal abrupt nötige Ausweichen vor den Schlaglöchern deutlich vereinfacht. Wieder einmal begeistert uns die Landschaft. Hier werden jetzt deutlich mehr Bananen angebaut als wir das zuvor sahen. In den flacheren Landesteilen, ist aber auch eine arge Zuckerrohrmonokultur zu beobachten. Die Zuckerproduktion war bis vor wenigen Jahren noch Kubas wichtigster Wirtschaftsfaktor. Inzwischen ist der vom Tourismus deutlich überholt worden.
Als wir uns dem Viertel nähren, in dem unsere Unterkunft liegt, wird uns etwas mulmig. Es sieht hier alles arg ramponiert aus. Außerdem sehen manche der hier Wohnenden etwas, nun ja – schräg aus. Als wir aber vor der Adresse stehen, sehen wir ein adrett renoviertes Häuschen. Von einer jungen Schwarzen wird uns geöffnet und wir werden freundlich begrüßt. Sehr positiv überrascht sind wir von dem Zimmer frisch renoviert, sehr großes Bad und alles super sauber – toll! Wir bleiben erst einmal im Zimmer. Es ist heute sehr heiß, die Sonne sticht runter und wir müssen erst mal abkühlen. Später fahren wir mit den Bici-Taxi zur Bank unseres Hausherren. Als wir nach einem Taxi fragten und wo wir Geld tauschen können hat er gleich alles organisiert. Natürlich muss uns der Fahrer zur Bank fahren, bei der er arbeitet. Nun sitzen wir auf dem Dach schauen über Santiago, freuen uns über die angenehmen Temperaturen und schaue zu, wie gegenüber ein Afrikaner bei hellem Laternenlicht an die Hauswand pieselt und anschließend völlig ungeniert mit seinen zwei Kumpanen weiterzieht.
Schnell vergessen das Bild, um 8 gibt es Essen. Wir essen heute wieder in der Casa, wir lassen uns überraschen.