Villahermosa

Heute Morgen sind wir noch einmal durch die Altstadt von Campeche gezogen. Im Gegensatz zu gestern war der Himmel wolkenloses und der starke Wind war verschwunden. Im guten Licht wollte ich noch ein paar Fotos von den bunten Hausfassaden schießen. Traudl hat sich auch  daran versucht und einiges mit dem Tele eingefangen. Gegen Mittag sind wir dann aber aufgebrochen, weil heute ein größeres Stück zu fahren war. Ca. 450 Km lagen vor uns und davon waren nur die ersten 60 Km Autobahn. Nach den bisherigen Erfahrungen in den unübersichtlichen Städten hatte ich mich sorgfältig vorbereitet und von allen kritischen Punkten auf der Strecke, insbesondere in den Städten Screenshots der Kartenbilder gemacht. So dass wir sie an Ort und Stelle auch ohne GSM-Verbindung benutzen konnten. Anfangs funktionierte das noch ganz gut. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, daß man die große Ausfallstraße, die wir nehmen mussten, komplett aufgerissen hatten. Sackgasse – und vor uns fuhren sie in drei unterschiedlichen Richtungen weiter. Also entschied ich mich nach Gefühl für eine Richtung und steckte nach kurzer Zeit im Verkehrsgewühl in einer klitzekleinen Straße fest. Irgendwann löste sich das Gemuse wundersamer Weise wieder auf und es staute sich vor einer größeren Straße an der alle geradeaus oder links weiter wollten. Mein Gefühl sagte mir, wir müssen aber rechts rum. Also batzte ich mich ganz nach rechts durch, wo, oh Wunder, eine völlig freie Rechtsabbiegespur war. Sehr verdächtig, ging mir noch durch den Kopf, das kann ja gar nicht sein, da lauert sicher die nächste Riesenbaustelle. Aber nein, das war die richtige Straße, und sie war lochfrei! Traudl traute der Sache noch nicht. „Bist du dir sicher?“, fragte sie zweifelnd, „Hier fährt doch kaum jemand!“ Aber nach ein paar Minuten ging die Straße nahtlos in die gesuchte Autobahn über und wir waren auf dem Weg nach Villahermosa. Die ersten zwei Stunden ging es flott voran. Wie die Tage zuvor schon kaum Verkehr. Die Fahrt war relativ dröge, ich hatte mir das schöner vorgestellt. Zwar fuhren wir die meiste Zeit direkt am Meer entlang, aber es gab kaum etwas freundliches woran das Auge hängenbleibt.
Selbst die Farbe des Meeres war erst ca. 100 – 200 m von der Küste entfernt freundlich, ein helles Grün. Davor war es grau-braun aufgewühlt. Nicht mal ein nettes Plätzchen für eine Pause fand sich. Dafür aber jede Menge aufgelassene Ausflugslokale o. ä., die langsam vor sich hin verfielen. An einem dieser Örtchen haben wir trotzdem angehalten und einen unterwegs gekauften Coffee to go und ein paar Schokokekse gegessen. Dabei haben wir entdeckt, dass der gesamte Strand aus Muschelschalen, Schneckenhäusern bzw. Ihren zertrümmerten und zermahlenen Resten besteht. Das Meer muss hier unglaublich voll von diesem Getier sein. Hinter Ciudad del Carmen beginnt sich die Fahrt dann spürbar zu ziehen. Die Straße wird deutlich schmaler und auf dem schmalen Landstreifen zwischen Lagune und Meer siedeln plötzlich jede Menge Menschen, was zuvor nicht der Fall war. Und hier kommt nun eine mexikanische Besonderheit zum Tragen. Die Topes! Das sind quer über die Straße gebaute Schwellen, um die Geschwindigkeit der Fahrzeuge herabzusetzen. Bislang hatte ich mich an die gut gewöhnt, kamen sie doch nur in den Orten bzw. Ortseingängen mit ordentlichem Abstand zur Anwendung. Hier hatte sich sich aber irgendein genialer Geist gedacht, „Och, so alle 20 m ist auch ganz nett.“ Da hier nun auch bedeutend mehr LKW-Verkehr war und die immer besonders langsam darüber rollten, sank unsere Durchschnittsgeschwindigkeit dramatisch. Am Verkehr merkten wir auch, daß wir in die Erdölregion Mexicos gelangten. Tanklastzüge en masse waren geboten. Auch die Fahrweise, die mich zuvor angenehm überrascht hatte, wurde deutlich aggressiver. Die Ankunft in Villahermosa vor Sonnenuntergang konnten wir wohl vergessen. 50 Km vor unserem Ziel wurde die Straße wieder besser und ich konnte zügiger fahren. Wir kamen noch bei Tageslicht in der Stadt an und fanden bis auf einen kleinen und leicht korrigierbaren Verfahrer unser Hotel. Dies präsentierte sich sehr schön an einem See mitten in der Stadt. An diesem See liegt auch der Parque de la Venta. Hier wollen wir uns die Hauptattraktion, die ollen Olmekenköpfe ansehen. Vom Hotel aus, sollte das ein netter Spaziergang sein.

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Uxmal…

ist schon ein ganz besonderer Ort. Erstens weil die Hauptgebäude sehr sorgfältig restauriert worden sind und zweitens weil diese herrliche Stadt aus unerfindlichen Gründen plötzlich verlassen wurde. Wann genau sie gegründet wurde ist unbekannt, genauso der Zeitpunkt zu dem sie aufgegeben wurde. Einzig die Blütezeit ist mit dem 9. Jhdt. nach Christus bekannt. Gleich nach dem Eingang in das Gelände stolpert man fast über die Pyramide des Zaubers. Ok, stolpern mag angesichts der Mächtigkeit des Bauwerks übertrieben sein. Sie steht halt ziemlich im Weg mit ihren 35 m Höhe. Seit sie 1988 durch einen schweren Hurrikan beschädigt wurde, darf man sie nicht mehr besteigen. Sehr eindrucksvoll ist auch das Ensemble von Gouverneurspalast und großer Pyramide ein kleines Stückchen weiter im Gelände. Der Palast ist wahrlich ein monumentaler Bau. Umso eindrücklicher wird dies, vergegenwärtig man sich, dass zunächst eine künstliche Plattform geschaffen wurde, die in dem welligen Gelände zwischen 7 und 14 Metern vom Boden maß. Die Abmessungen von 164×185 m kann man wegen des Bewuchses auf zwei Seiten kaum erahnen. Darauf erst steht der Palast mit mehreren Nebengebäuden. Der Palast selbst ist immer noch ca. 100 m lang. Was hier mit reiner Menschenkraft an Material bewegt wurde ist unglaublich. Mal ganz abgesehen von der perfekten Verarbeitung des Steins. Immer wieder stoppen wir, staunen, lesen in unserm Büchlein, setzen uns hin und lassen das Ganze einfach auf uns wirken. Es ist heut sehr gut auszuhalten, weil es bedeckt ist und teilweise sogar richtig schwarz wird. Einmal fallen sogar ein paar Tropfen, albernes reicht nicht zum nass werden. Nach drei Stunden sind wir in der dampfigen Luft trotzdem völlig verschwitzt. Gut, dass wir das Zimmer noch haben, so gibt es vor der Weiterfahrt noch eine erfrischende Dusche.imageimageimageimageimageimageimageimageimageimageimageimageimageimageimage

Die Fahrt nach Campeche führt über eine etwas längere aber sehr verkehrsarme Route im Landesinneren. Kurz vor Hopelchen (kein Schreibfehler!) verändert sich die Landschaft. Immer mehr wandelt sich die Natur in eine Agrarlandschaft. Von Maisanbau, über Obst-und Gemüseplantagen, bis hin zu Rinderzucht ist alles vertreten. In Campeche angekommen, finden wir recht bald unser Hotel. Oder zumindest das was wir dafür hielten und wo,es Google verortet hat. Tatsächlich wundern wir uns beim Betreten schon über den mondänen Stil. Dann stellt sich auch raus, das wir im Schwesterhaus 50 m weiter in der Altstadt gebucht haben. Das Auto können wir stehen lassen, die Häuser gehören zusammen. Nach einer kurzen Ruhepause brechen wir in die Altstadt von Campeche auf. Die gehört inzwischen zumWeltkulturerbe. Das Stadtbild ist wirklich super schön und wir können uns an den herrlichen Fassaden gar nicht saatsehen. Hier kann ich meiner Leidenschaft des Türen und Tore fotografierens frönen. Einen ganz besonderen Kick bekommt das ganze Ensemble nach Einbruch der Dunkelheit. Aber was soll ich da lange schreiben, seht euch einfach die Bilder an. Sie sprechen für sich.

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Ach ja, und damit Brigitte zufrieden ist, noch zwei Fotos mit Traudl beim Essen. Alles total lecker diesmal (Die mexikanische Küche ist nicht so ganz unser Ding) und preisgünstig. Pfiffig war der kleine Laden, in dem wir den Salat aßen. Auf einer mit Plastik bezogen Karte mit einer Übersicht was es an Gemüse, Fleisch und Dressings gab, kreuzte man seine Wahl an, gab auch die gewünschte Größe an und kurze Zeit später stand die Schüssel auf dem Tisch. Das was auf dem Foto zu sehen ist, war übrigens die kleinste Größe und kostete 2,75 Euro!

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Kabah, Labna und die Grutas de Loltun

Heute war ein toller Tag. Zunächst dachte ich, das Programm wäre etwas zu kurz, aber der Tag war doch recht ausgefüllt. Wir hatten uns eine kleine Rundtour entlang der Ruta Puuc vorgenommen. Entgegen der üblichen Programme fuhren wir die Runde umgekehrt, weil wir uns die Grotten für die heißere Tageszeit aufsparen wollten. Also erstmal an Uxmal vorbei nach Kabah, eine kleine aber feine Ausgrabungsstätte. Als wir dort ankamen, glaubten wir es sei geschlossen. Immerhin war es fast 9Uhr und kein einziges Auto verstellte den Parkplatz. Die Pforte zum Gelände stand aber offen. Also rein und rufen am Kassenhütterl. Mit ein paar schweren Schnaufern erschien der Kassierer. Auf unsere Bitte nach zwei Eintrittskarten reagierte er mit bedeutungsvollem und äußerst sorgfältigem Tippen zweier (!) Zahlen in den Taschenrechner und hielt sie uns unter die Nase. Den Eintrittspreis, der dort stand hatten wir längst erraten. Der war nämlich einem eingeschweißten A4-Blatt zu entnehmen, das die Vielfachen des Einzelpreises bis hin zum 30fachen auswies. Für Busladungen größer dreißig musste der Taschenrechner ran. Sicher war das nur die morgendliche Funktionsprüfung gewesen. Für die Errechnung des Rückgeldes, trat der Rechner wieder in Funktion und wieder stimmte das Ergebnis! Nachdem wir an dieser großartigen Demonstration menschlicher Intelligenz teilhaben durften, nahmen wir die Ausgrabungsstätte in Augenschein.

Die Gebäude stammen aus dem 6. bis 9. Jhdt. Die Stadtbahn schon verlassen als die Spanier hier einfielen, was sehr praktisch war, sparte man sich doch die sonst notwendigen Vertreibungen. Der Ort war der zweitwichtigste nach Uxmal und war mit diesem durch einen  zwar 18 Km langen aber nur 5 m breiten Weg verbunden. Mit den Autobahnen hatten sie es damals noch nicht so. Der Weg begann an einer Art Triumphbogen, das müssen sie sich bei den Römern abgeschaut haben. Da muss also doch vor Kolumbus schon jemand über den Atlantik geschippert sein. Am besten gefallen hat mir der Palast der Masken, der zwei ganz unterschiedliche Seiten aufweist. Die Vorderseite besteht aus einer Aneinanderreihung abstrahierter Masken. Während an der Rückseite ein großflächiges Rautenmuster zu finden ist ein zwei sehr gut erhaltene Königsfiguren. Das alles natürlich vereinnahmt von Leguanen, teils beachtlicher Größe, die den Platz auch nur sehr ungern für die lästigen Zweibeiner freigeben.

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Auf der Fahrt nach Labna begegnet uns während ca. 20 Kilometern kein einziges Auto. Als die Straße durch die hereindrängende Vegetation auch noch immer enger wird, machen sich wilde Phantasien von autoverschlingenden Fabelwesen bei mir breit. Als neben der Straße auch noch Jaguar-Warnschilder ( also die echten mit vier Pfoten!) stehen, schließen wir die Seitenscheiben. Sind die Jaguare schon in Labna eingefallen? Kein Mensch hier, auch nach Rufen antwortet diesmal kein schweres Schnaufen. Wir wollen schon auf eigene Faust weitergehen, da erscheint zwischen den Bäumen ein Mensch mit Schubkarre. Die Karre gefüllt mit herrlich duftenden Orangen. Nur mit Mühe halte ich Traudl von der Karre fern. Obst in Sicht und sie ist nicht mehr zu halten. Nachdem wir auch hier die Tickets intakt erhalten und gleich wieder zerstört bekommen haben (eigentlich total bescheuert), sehen wir uns auch hier um. Labna bedeutet „Altes Haus“ und stammt aus der Zeit der Wiederentdeckung des Ortes. Der ursprüngliche Name ist unbekannt. Neben dem großen Palastgebäude sind vor allem der Torbogen und der Mirador sehenswert. Der Torbogen ist noch sehr gut erhalten und veranschaulicht mit seinem Kraggewölbe sehr gut den architektonischen Entwicklungsstand der Mayastätten. Der Mirador muss sehr eindrucksvoll gewesen sein, als die kleine Pyramide (13 m) auf der er steht noch intakt war. Sieht so aus, als seien sie bautechnisch mit den Gewölben besser zurecht gekommen. Oder man hatte den falschen Handwerksbetrieb beauftragt. Man weiß es nicht.

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Auf der Fahrt zur Höhle, verändert sich plötzlich die Landschaft. Seit Tagen fahren wir schon durch wildes Buschland und nun tauchen darin auf einmal Obstplantagen auf. Zitrusfrüchte und Bananen sind es in der Hauptsache. Nur nicht anhalten, sonst bekomme ich Traudl nicht mehr aus den Bäumen! Im Gegensatz zu Balamkanche lohnt sich hier der Abstieg in die Unterwelt auf jeden Fall. Das Höhlensystem mit seinen mächtigen Stalagtiten (die Männer wissen ja, wie der Merkspruch geht, der erklärt von wo nach wo das Ding wächst) und den riesigen Räumen, ist wirklich beeindruckend. Besonders auch das Ende der Tour in einem riesigen Raum, der von oben durch zwei große Löcher Tageslicht erhält. Klasse!

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In dem Ort mit dem unaussprechlichen Namen Oxkutzcab besuchen wir den gerade im Abbau befindlichen Markt und Traudl kommt endlich zu ihrem Obst. Hier folge ich erstmals der Empfehlung diverser Händlerinnen und esse Mandarinen und Mangos mit einer Salz/Chilli-Mischung. Nicht schlecht, nicht nur wegen des neuen Geschmackserlebnisses auch wegen des Salznachschubs bei der ständigen Schwitzerei.

Am späten Nachmittag sind wir dann wieder im Hotel, duschen, ziehen uns um und fahren gleich nach Uxmal. Dort essen wir direkt am Parkeingang gar nicht schlecht und ziehen uns dann noch son et lumiere in Uxmal rein. Ein super Abschluss des Tages in diesen beeindruckenden Stätten.

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Izamal und Merida

In einer Bewertung unseres Hotels hatte ich gelesen, dass es hier ein reichliches und leckeres Frühstück  Da wurde nicht zuviel versprochen. Superlecker war der Früchteteller mit Joghurt, den es zum Einstieg gab. Die natürlich ausgereiften Früchte sind was anders als wir es bei uns gewohnt sind. So gestärkt, ging es gleich mit dem Auto ins Zentrum. Bevor es zu heiß würde, wollten wir als erstes die Maya-Pyramide Kinich Kak Moo besuchen. Nach Konsultation eines völlig unterbeschäftigten aber sehr bedeutungsvoll aussehenden Polizisten, hatten wir sie auch schnell gefunden.  Sie hat einen ähnlich urigen Charakter wie die Anlagen in Ek Balam. Auf ca. 10 Metern Höhe betritt man zunächst eine sehr große Plattform (ca. eine Fußballfeldgröße) an deren Ende steht dann die eigentliche Pyramide. Auffallend sind die abgerundeten Ecken des Baus. Hier geht es dann bis auf 36 m Höhe. Oben hat man eine prima Blick auf Izamal und das zentral gelegene Konvent San Antonio di Padua. Zu dem wandern wir als nächstes. Schließlich ist 1992 sogar Papst Johannes Paul II. hier zu Besuch gewesen. Also wenn das keine Empfehlung ist …  Besonders geschwärmt wird von der Größe des Säulengangs, der 80.000 qm umfassen soll. Als wir drin stehen, denke ich mir, Größe allein macht es nicht aus. In der Mitte eine riesige Rasenfläche, nur von einem einzigen Weg gegliedert und sonst nix. Der ganze Bau wirkt einzig durch seine markante Farbe, ein sattes Gelb. Das hat auf den Rest der Stadt so ausgestrahlt, daß inzwischen fast jedes zentral gelegene Gebäude gackerlgelb ausschaut! Zum Schluss haben wir noch das Zentrum für Kultur und Kunst angesehen. Einige sehr witzige Kunstwerke und sehr schöne Sisalgegenstände gibt es hier.

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Nachdem wir uns auch hier wieder durch das Einbahnstraßensystem gefräst hatten, waren wir wieder auf der Straße nach Merida. Ach noch ein Wort zu diesem Straßensystem. Inzwischen glauben wir es verstanden zu haben. Die meisten Städte, die wir bisher sahen, haben eine schachbrettförmige Anordnung der Straßen. Alle Straßen heißen Calle, zu unterscheiden nur durch ihre Nummer. Um sich eine Vorstellung machen zu können, hat die Numerierung System. Die ungeraden Calles verlaufen Ost-West, die geraden Nord-Süd. Die Numerierung beginnt jeweils im Norden bzw. Im Osten. Testfrage: Wo findet man ergo die höchstnumerierten Calles? Na, Na…  richtig im Süden und im Westen. San scho Hund die Mexikaner, na ja kein Wunder, stammen ja von den raffinierten Sternenguckern, den Mayas ab.

In Merida fahren wir schnurstracks in das historische Zentrum und suchen einen Parkplatz. Gar nicht so einfach in dieser engen Stadt. Das Zentrum um die Kathedrale herum, ist recht nett. Ein Einheimischer gibt uns ein paar gute Tipps, wo man hingehen sollte und verabschiedet sich dann wieder. In einem bekannten Geschäft für Handwerkskunst, lassen wir uns die Unterschiede und Vorzüge der echten Sisalhängematten erklären. Für Längs-, Quer- und Diagonalschläfer, ja sogar für Sitzende gibt es Empfehlungen. Die Webart, die Knotendichte und die Fadenstärke sind neben dem Material wichtige Qualitätsmerkmale. Traudl hört begeistert zu, ist sie doch extra wegen der Hängematte nach Mexico geflogen 😉  Der Preis von 2300 Peso für soviel Qualität überzeugt uns nicht so richtig. Im Laufe des Gesprächs fällt er auf 1500, trotzdem verlassen wir den Laden erstmal. der relativ rasche Preisverfall macht mich stutzig. Traudl schaut unglücklich, deshalb gehen wir erstmal einen Kaffee trinken. Zunächst versuche ich meinen Bruder, den alten Mexicospezialisten anzufunken, dann komme ich aber mit der netten Bedienung ins Gespräch. Die wiederum antwortet mir auf die Frage nach einem angemessenen Preis nach Radio Eriwan Art – „kommt ganz darauf an“. Dann kommen wieder die Argumente Material, Knotendichte etc. pp.. Aber sie wüsste da jemanden, der jemanden kennt usw. Sie ist kurz verschwunden, dann kommt sie mit einem Mann wieder, der im Getümmel verschwindet. 5 Minuten später erscheint der mit einem alten Herrn im Schlepptau, der ein ganzes Packerl Hängematten mit sich trägt. Als ich ihm mit Hilfe der Bedienung erklärt habe, was wir suchen, fasst er zielsicher in die Mitte seines Paketes und präsentiert uns exakt so eine Matte, wie wir sie zuvor im Geschäft angeboten bekamen. Preis nun 700 Pesos. Ich verhandle nicht weiter, der Alte kommt jeden Tag aus einem der zwischen Izamal und Merida gelegenen Indiodörfern und kann es sicher brauchen. Beim rausschrauben aus dem Einbahnstraßensysten hier treffen wir ihn später zufällig an einem kleinen Lädchen wieder, das abseits des Zentrums ganz versteckt liegt. Er erkennt uns sofort und winkt uns noch freundlich hinterher.

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Die Fahrt nach Uxmal zieht sich etwas. Erstens, weil es heiß geworden ist und die schwachbrüstige Klimaanlage dem Temperaturanstieg eindeutig nicht gewachsen ist. Zweitens, weil wir aus Versehen nach Uman hineingeraten und eine Weile darin herumirren, bevor mir klar wird, daß wir deutlich zuvor schon falsch gefahren sein mussten. Auf unserer kleinmaßstäbigen Karte war das erst auf den zweiten Blick zu erkennen. nachdem wir wieder ein Stück gen Merida zurückgefahren waren, fanden wir deine richtige Straße und es ging mit Volldampf nach Uxmal. Etwas überraschend taucht plötzlich nach einer Kurve unser Hotel auf. Mir einer halben Notbremsung erwische ich noch die Einfahrt und wir sind da. Heute sind wir etwas verbappt und wir freuen uns auf die Dusche.

Chichen Itza

oder der „Brunnen der Itza“ wie es aus dem yukatekischen Mayasprech übersetzt heisst. Nach einem sehr leckeren und reichlichem Frühstück am Pool sind wir kurz vor neun Uhr mit unserem Guide losgezogen. Der Eingang zum Gelände lag kaum 5 Minuten zu Fuß um die Ecke. Raul (ich nenne ihn mal so, weil er kaum was über sich sagen wollte) wartete mit einem großen Detailwissen zu den Gebäuden und den in Stein gehauenen Szenen auf. Über die große Pyramide imagehaben wir besonders lange gesprochen. Die Kenntnisse der Maya über die Sterne und ihre Bewegungen sind schon verblüffend. Wie man es mit den damaligen Mitteln schaffte ein solch kolossales Gebäude zu errichten und es erreichte, dass jeweils zur Tag- und Nachtgleiche ein beeindruckendes Schattenspiel an zwei bestimmten Ecken der Pyramide zu beobachten war, ist kaum zu begreifen. Ich habe mir versucht vorzustellen, wie ich selbst beginnen würde ein solches Gebäude zu bauen, das Fundament auszurichten, die exakte Steigung der Seiten einzuhalten …  Dann hat uns Raúl noch ein weiteres Phänomen vorgeführt. Wenn man sich exakt an den Kreuzungspunkt der großen Treppe der Pyramide mit der Fluchtlinie der Treppe des daneben liegenden Kriegertempels stellt und in die Hände klatscht, ertönt ein Echo, welches stark an die hier zahlreich vorkommenden Harpien erinnert. Das Echo klingt völlig anders als der originale Klatschton. Wirklich verblüffend, ob das wohl so geplant war? Wahrscheinlich wird der Ton durch die vielen verschiedenen, zeitlich leicht versetzten Echos verursacht. Jede Stufe liegt ja wieder ein Stückchen weiter weg vom Ausgangspunkt. Na ja, wie auch immer. Hier merkten wir auch, wie gut es war früh unterwegs zu sein. Erstens war es noch nicht so heiß, zweitens waren kaum Menschen unterwegs. Wenn viele Leute hier stehen und 20 Reiseführer in die Hände klatschen, ist nix Gescheites mehr zu hören. imageEtwas anders fand ich dagegen eher bedrückend. Die Darstellung Enthaupteter, aus deren Halsstumpf Blutfontänen und Schlangengestalt schießen, fanden wir entsetzlich. Angeblich soll es zu diesen Szenen gekommenen, wenn beim Ballspiel der Kapitän der unterlegenen Mannschaft diesem Ritual unterzogen wurde. Ich stellte mir vor, wie schnell es bei Nachahmung dieser Sitte bei uns keinen Fußball mehr geben würde. Dagegen ist ein vermöbelter Schiedsrichter ja harmlos! Zum Glück wär das aber nicht nach jedem Ballspiel so. Einmal im Jahr soll es im Rahmen der Vorhersage des neuen Jahres ein großes Spiel gegeben haben. Je eine Mannschaft symbolisierte das Gute, die andere das Böse. Welche Mannschaft was vertritt, wurde zuvor ausgelost. Kam es zum gewünschten Ergebnis, also dem Sieg des Guten über das Böse, dann und nur dann wurde der Kapitän der unterlegenen Mannschaft geopfert. Das geht ja noch – oder?

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Der Ballspielplatz hier ist sehr groß. Was die Bedeutung des Ortes unterstreicht. Mit 160 m Länge und fast 40 m Breite ist er der größte der entdeckten (520!) Plätze. Wie genau gespielt wurde, ist mangels erhalten gebliebener Regelbücher nicht wirklich bekannt. Oft ist zu lesen, dass der Ball nur mit dem Oberkörper inkl. Hüfte gespielt werden durfte und den Boden nicht berühren darf. Wenn ich mir anschauen in welcher Höhe hier der Ring hängt, durch den der schwere Ball (Vollkautschuk) befördert werden sollte, kann ich das kaum glauben. Dafür spricht aber, daß Spiele bis zu 20 Tage gedauert haben sollen, bis es zu einer Entscheidung kam. Ein Spiel soll maximal 2 Stunden gedauert haben, man ging sehr robust miteinander um, was die Darstellungen der Schutzkleidung unterstreichen. Lediglich die Kapitäne konnten sich aus dem Getümmel raushalten. sie standen auf der etwas erhöhten Plattform an den senkrechten Seitenwänden des Platzes, an deren Mitte oben der Ring befestigt war. Ihm musste man den Ball zuspielen, damit er sich am Einlochen versuchen konnte. Wem das weniger oft gelang, der endete u. U. wie oben beschrieben.

image image imageimageViele andere Bauten haben wir noch gesehen, beschrieben bekommen und wieder alles vergessen 🙂  Aber total beeindruckend war der Rundgang, den wir nach 2,5 Stunden beendeten. Jetzt war es auch schon ziemlich heiß geworden und wir waren froh, das Zimmer noch zu haben. So konnten wir nochmal duschen und frisch zur Weiterfahrt antreten.

Nach einer gemütlichen Fahrt, beider wir zum ersten Mal abseits der Straße etwas anderes sahen als undurchdringliches Buschland, nämlich Agavenfelder image(!) kamen wir am Nachmittag in Izamal an. Die Unterkunft ist ganz anders als gewohnt. Lauter kleine Häuschen, die eine Raum umschließen. imageDas Ganze in einem recht schönen, vielleicht etwas wilden, halbtropischen Garten. Wenn es etwas abgekühlt hat, werden wir nochmal in das Zentrum aufbrechen und uns etwas umsehen. Die drei Dinge, die wir uns zur Besichtigung ausgesucht haben, werden wir aber erst morgen angehen.

bis dahin

Fahrt nach Chichen Itza

Heute haben wir es ruhig angehen lassen. Da wir in ChichenItza am frühen Morgen die Besichtigung beginnen wollen, war für heute nur ein Rundgang in Valladolid und die Besichtigung der Höhle von Balan Canche geplant. Das Hotel (Villas Arqueologicas) hier hat im Internet ganz geeignet zum relaxen gewirkt. imageSo haben wir es auch vorgefunden. Was gut war, konnte Traudl sich so von der schlimmen Maya-Unterwelt erholen. Die Höhle diente den alten Mayas wohl zu religiösen Zwecken. Höhere Persönlichkeiten, also Bürgermeister, Pfarrer, Apotheker, Ärzte und Steuerberater wurden dort bestattet. Einige Keramiken sind noch sehr gut erhalten, sie sollen aus dem 12. bis 14. Jhdt. stammen. Das spezielle Raumklima und die Abwesenheit von Licht machen es möglich.image Was wir nicht erimagewartet hatten, war die hohe Temperatur und Luftfeuchte. Wir waren ruckzuck durchgeschwitzt. Auf Traudl hat das anscheinend sehr beklemmend gewirkt. Oder waren es doch die Seelen der dort deponierten Ärzte? ;-)).  Auf  jeden Fall hat sie auf dem Rückweg ein ziemliches Tempo vorgelegt! Auf unserem walk durch Valladolid zuvor, hatten wir neben diversen alten Autos (vor allem Käfer) aber auch andere kaum noch definierbaren Wagen image noch ein  nettes kleines Museum entdeckt. Es kostete keinen Eintritt und der nette Aufpasser bat uns nur, uns in ein Besucherbuch einzutragen. Hier wurden einige bedeutende lokale Ereignisse gezeigt sowie das bäuerliche Leben dargestellt. Hinter dem Gebäude gab es einen wunderschön eingerichteten Hof mit einigen phantastischen Bäumen. Das Prunkstück war eine Feige in deren Schatten Bänke standen, die wir natürlich gleich ausprobierten. imageWährend ich das schreibe, liege ich am Pool und genieße das schöne Ambiente. Den morgigen Tag haben wir gerade geplant. Es wird gleich um acht Uhr, wenn der Park öffnet, losgehen. Wir haben über das Hotel einen deutschsprachigen Guide bekommen. Für heute Abend ist im Restaurant am Pool Abendessen vorgesehen. Das wird bestimmt recht nett.image

Anreise

Wecken um 5 Uhr – Sch…. Das ist noch kein Urlaub! Dafür fährt uns die Schwägerin zum Flughafen. Ok, chauffiert werden ist schon mal gut. Am Gate wird uns dann noch ein Upgrade in die Premium Economy angeboten.  Glatt 50 Euro günstiger als bei vorheriger Buchung. Da mein Ex-Chef mir das schon wärmstens empfohlen hatte, probieren wir es aus. Und es war eine gute Entscheidung!! So entspannt bin ich noch aus keinem Langstreckenflug ausgestiegen. Das Essen war übrigens auch hervorragend. Traudls Geburtstag haben wir gleich mal mit Sekt begossen.

der erste Stress ergab sich bei der Autoübernahme. Erste haben wir am Terminal eine Dreiviertelstunde auf den Transfer gewartet. Weiter ging es erst, nachdem ich wieder ins Terminal rein bin, unter Aufbietung aller Überzeugungskraft bei der Wachmannschaft, die sich gleich zu Dritt auf den „GegendenStromSchwimmer“ stürzten, vorbei bin um den Europcarmenschen flott zu machen. Den Bediensteten von Europcar fand ich dann Obst essend an seinem Tresen. Fünf Minuten später war der Minibus endlich da. Richtig los ging es aber erst draussen am Übergabebüro. Bis wir dran waren verging noch mal über eine Stunde! Dabei wurden vor uns nur drei Vermietungen zu Papier gebracht. Ich denke, bei meinem Act habe ich 12 Unterschriften ( gefühlte 28) und 8 Namenskürzel eintragen müssen bis alle Formulare ausgefüllt waren. Bin gespannt, wieviele Waschmaschinen ich geliefert bekomme. Die Suche nach dem Hotel lief dann so einigermaßen glatt. Inzwischen war es nämlich dunkel geworden, die Straße war super staubig, abgefräst ohne Ankündigung einspurig u. ä. m..  Aber das Hotel fanden wir dann doch nach angemessen langer Suche. Traudl liegt nun nach der ersten Corona-Verkostungimage im Bett. Ich stell noch schnell drei Fotos ein oder vier und hüpfe dann hinterher.

bis morgen